Ingolstadt
Digitaler Marathon

Das Stadttheater Ingolstadt veranstaltet "Futurologischen Kongress" mit Vorträgen, Experimenten und viel Kultur

21.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr

Ingolstadt (DK) 1971 hat der legendäre Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem seinen Roman "Der futurologische Kongress" herausgebracht: Eine ziemlich pessimistische Geschichte, in der der Held, von hoch entwickelten Psychopharmaka umnebelt, den Blick auf die düstere Realität der Welt zu verlieren droht.

Um einen "futurologischen Kongress" geht es auch bei einem dreitägigen Veranstaltungsreigen des Stadttheaters Ingolstadt - von düsteren Dystropien ist allerdings kaum etwas zu spüren, bei aller kritischen Distanz natürlich, die man der digitalen Revolution entgegenbringt.

Gestern stellte Intendant Knut Weber den Ingolstädter "Futurologischen Kongress" vor, und der ist geradezu gigantomanisch. Um einen Kongress oder eine Tagung im klassischen Sinne handelt es sich allerdings nicht. Der Theaterchef stellte die Veranstaltung, die zwischen dem 14. und 16. Juni stattfinden soll, in eine Reihe mit den großen Downtown-Projekten des Theaters der vergangenen Jahre, etwa "Kindolstadt" oder den Spielzeiteröffnungen. Rund 70 Vorträge, Ausstellungen, Installationen, Tanz- oder Theatervorstellungen, Performances oder andere Projekte werden im Stadttheater oder in Räumlichkeiten der Technischen Hochschule Ingolstadt angeboten. Möglich geworden ist dieses umfassende Angebot im Grenzbereich von Wirtschaft, Technik, Ethik und Kunst nur durch zahlreiche Kooperationspartner. So bieten außer dem Theater auch die Technische Hochschule, Audi, die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, das Georgische Kammerorchester, das digitale Gründerzentrum Brick und das Bayerische Armeemuseum eigene Projekte an.

Für Knut Weber scheint der Kongress ein Herzensanliegen zu sein. Theater, so sagte er gestern, soll sich auch um Themen kümmern, "die unsere Gesellschaft fundamental betreffen. Die digitale Revolution wird unser Leben umkrempeln."

Das Downtown-Projekt beginnt an den ersten beiden Tagen zunächst mit einer eher theoretischen Annäherung an das Thema. Die Juristin, Unternehmerin und Buchautorin Yvonne Hofstetter wird eine Art Eröffnungsvortrag halten über "künstliche Intelligenz und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen". Weiter geht es am Abend des folgenden Tages mit einem Beitrag des ehemaligen Kulturstaatsministers und Philosophieprofessors Julian Nida-Rümelin über digitalen Humanismus. Am selben Abend spricht auch noch Sami Haddadin, der wohl führende Roboterforscher Deutschlands. Zu den bekanntesten Namen der Digital-Szene gehört auch Peter Weibel, der ehemalige Leiter des Zentrums für Kunst und Medien Karlsruhe und der Ars Electronica Linz. Auch er wird einen Vortrag halten, über Digitalisierung als neue Kulturtechnik. Aber das sind nur ein kleiner Teil der angebotenen Vorträge beim Futurologischen Kongress.

Und natürlich gibt es noch viel mehr an diesen drei Tagen zu erleben als Reden und Podiumsdiskussionen. Besonders gut gefüllt mit Veranstaltungen ist der von Weber als Familientag angekündigte Samstag. So wird etwa das Tanztheater Nürnberg gleich drei Stücke anbieten. Audi demonstriert selbstlernende Systeme anhand des Beispiels von selbstfahrenden Autos.

Die Technischen Hochschule lädt für Freitag zu Expeditionen in virtuelle Welten ein. Im Labor sind Experimente zu besichtigen und ein Fahrsimulator, in dem man in Verkehrssituation der Zukunft mit selbstfahrenden Autos eintauchen kann. Die Katholische Universität präsentiert ein Projekt zum digitalen Musikunterricht, und interaktive Bildschirme werden die Bewegungen von Betrachtern intelligent verarbeiten. Und natürlich wird der Kongress auch tanzen: Der Freitag klingt mit einer Technoparty aus.

Fast alle Veranstaltungen und Ausstellungen sind übrigens kostenlos, Karten muss man dennoch an der Theaterkasse besorgen, ab morgen sind sie erhältlich. Zwei kostenpflichtige Ausnahmen gibt es: die Theateraufführung von "Frank Stein & Family" und das Roboterkonzert am Samstagabend "Oh Magic" aus Wien mit dem Künstler Simon Mayer - nicht zu verwechseln übrigens mit dem Ingolstädter Komponisten Simon Mayr.

Weitere Informationen im Internet gibt es ab Mitte April.