Frankfurt
Finstere Vergangenheit

Gewagtes Experiment: In dem "Tatort: Fürchte dich" haben es Margarita Broich und Wolfram Koch mit einem paranormalen Fall zu tun

27.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:17 Uhr

Welches Geheimnis verbirgt Merle Schlien (Luise Befort)? Die Kommissare Anna Janneke und Paul Brix verschlägt es in ihrem sechsten Fall in ein Horrorhaus - passend zu Halloween. - Foto: Dernbecher/HR

Frankfurt (DK) Der Hessische Rundfunk bleibt die Experimentier-Werkstatt der "Tatort"-Reihe im Ersten. Hier wird seit Jahren munter mit Genres gespielt, Mut kommt stets vor Gefälligkeit, und so ist jeder Krimi eine knallbunte Überraschung.

Auch diesmal: Passend zu Halloween entführt der "Tatort: Fürchte dich" die Zuschauer in ein Horrorhaus und bietet ein kriminalistisches Gruselstück, das zeigt, was im Fernsehen möglich ist, wenn man sich nur traut.

Ein alter Mann im gestreiften Nachthemd nähert sich in einer Gewitternacht mit einem Benzinkanister in der Hand dem Haus von Fanny und Kommissar Brix (Wolfram Koch). Er bricht ein, will Feuer legen und sich selbst anzünden. Doch mysteriöse Frauenhände umschlingen ihn und ziehen ihn in den Garten. Als Brix zu Hilfe eilt, fällt ihm auf, dass der Mann dauernd zum Dachfenster starrt. Brix geht nach oben und entdeckt unter den alten Holzdielen ein Kinderskelett. Er will das Geheimnis des toten Kindes aufklären. Kollegin Anna Janneke (Margarita Broich) kümmert sich derweilen um Fanny. Im Haus beginnt es zu spuken und Fanny steigert sich mehr und mehr in die Überzeugung, dass der Geist einer ermordeten Frau in den Räumen umhergeht. Derweilen trifft Brix auf die rätselhafte Merle, die Enkelin des seltsamen Alten, der Otto Schlien heißt.

Es ist ein kleines, feines Genreexperiment, das Autor Christian Mackrodt und Regisseur (und Co-Autor) Andy Fetscher hier gewagt haben: Horror trifft Krimi. Es gibt Nebel und Gewitter, knarzende Holzböden und modrige Kellergewölbe, böse Flüche und viel Spuk. Die Macher sparen nicht mit Effekten und Psycho-Tricks, sorgen für Grusel und Gänsehaut. Benjamin Dernbeckers Kameraarbeit muss da herausgehoben werden.

Dieser Horrorkrimi ist grotesk, absurd, kunstvoll, düster, überdreht - nur eines ist er nicht: langweilig. Das Spukhaus ist exzellent in Szene gesetzt und die Regie sehr einfallsreich. Ein bisschen erinnert man sich an die alten Edgar-Wallace-Krimis, dann an "Poltergeist", aber meist fiebert man im Hier und Jetzt mit den Frankfurter Kommissaren mit, die unter Geistern und Besessenen zu ermitteln versuchen. Und Zazie de Paris legt als Fanny einen schauspielerischen Parforceritt hin.

Wer einen logisch aufgebauten Krimi mit den üblichen Ermittlungsritualen erwartet, der dürfte enttäuscht sein. Auf diesen "Tatort: Fürchte dich" muss man sich einlassen. Gelingt das, dann erhält man dafür aber beste Krimiunterhaltung mit wohligem Schauer.

 

Der "Tatort: Fürchte dich" läuft am Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.