Frankfurt
Gemalte Glanzlichter

26.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:29 Uhr

Schimmerndes Lichtspiel: Claude Monet, Mittagessen, 1873 - Foto: bpk, RMN, Grand Palais/Patrice Schmidt, Musée d’Orsay, Legs de Gustave Caillebotte

Frankfurt (DK) Farbe, Licht, Bewegung: Ein Fest für die Augen ist diese Schau im Frankfurter Städel unter dem Titel „Monet und die Geburt des Impressionismus“. Und ein gelungener Coup der Ausstellungsmacher rund um Direktor Max Hollein ist sie allemal.

Mehr als 100 Werke sind zu sehen, 64 weltweite Leihgeber haben sich auf Zeit von ihren Kostbarkeiten und Schätzen getrennt und bescheren den Blick auch auf selten gezeigte Bilder aus Privatsammlungen und teils entlegenen Museen. Es ist ein angemessenes Geburtstagsgeschenk zum 200-jährigen Bestehen, das der Städel sich selbst und den abertausenden Besucher macht, die zur spektakulären Schau erwartet und zurecht an den Schaumainkai am Mainufer ziehen werden.

Erzählt wird mit neuem Blick auf die beliebte und recht umfassend erforschte und präsentierte Kunstrichtung eine erhellende Entwicklungsgeschichte über die frühen Bilder des Impressionismus und dessen Wegbereiter. Vertreten sind Edouard Manet, Auguste Renoir, Edgar Degas, Berthe Morisot, Camille Pissarro oder Alfred Sisley. Dreh- und Angelpunkt ist jedoch der Farb- und Lichtzauberer Claude Monet (1840–1926). Allein von ihm sind 50 Werke zu sehen.

Dramaturgisch klug gehängt arbeitet sich der Betrachter vom Erdgeschoss im Städel nach oben. Je weiter um so heller, je höher um so gewagter. Es ist der gemalte Aufbruch in die Moderne und eine radikal neue Perspektive auf die Welt, die bei der etablierten Kunstszene und in der Gesellschaft einst für Hohn und Spott sorgte: ungewohnte Landschaftsansichten, urbane Szenen, zeitgenössische industrielle Errungenschaften, Eindrücke des Alltagsleben statt Historienbilder und Salonmalerei. Irgendwann lösen sich auch die Konturen auf. Ein Flirren auf der Leinwand. Die Maler gehen ins Freie. Dann schimmert die Sonne über dem sommerlichen Getreidefeld, zaubert der Wind ein Wolkenspektakel am Himmel, reflektiert das Licht auf dem Wasser oder hüllt der Dampf der Lokomotive im Bahnhof Saint-Lazare Gebäude, Zug und Reisende ein. Momente sind es, Stimmung des Augenblicks, die einzigartige Impression, mit wenigen Pinselstrichen festgehalten, das ist es, was für Monet und seine Zeitgenossen zählen.

1874 schrieb Jules-Antoine Castagnary über eine Ausstellung: „Hier ist Talent, sogar viel Talent. Diese jungen Maler begreifen die Natur in einer Art, die weder langweilig noch abgedroschen, vielmehr lebendig, scharf, flott, einfach bestrickend ist. Welch’ schnelles Erfassen des Motivs, welch’ ergötzliche Malweise!“ Die Begeisterung ist angesichts der Bilder nur allzu gut nachzuvollziehen.

 

Bis 21. Juni, Dienstag bis Sonntag 10 bis 19, Donnerstag und Freitag 10 bis 21 Uhr. Empfehlenswert ist es, sich online unter www.staedelmuseum.de Karten zu reservieren.