Erlangen (DK) Der Auftakt zum deutschen Bücherherbst findet traditionell in Erlangen statt. Dort treffen sich jeweils am letzten Wochenende im August Literaturfreunde zum Poetenfest. Viele Autoren stellen in Erlangen nicht nur erstmals ihre neuen Bücher dem Publikum vor. Viele halten die Druckerzeugnisse auch das erste Mal in den Händen. 80 Schriftsteller, Literaturkritiker und Publizisten sind zum 37. Poetenfest vom 24. bis 27. August eingeladen, wollen hier aus ihren Büchern lesen und dem Publikum Rede und Antwort stehen.
Darüber hinaus beschäftigen sich Gesprächsrunden unter anderem mit den Themenkomplexen Hass, Meinungsfreiheit und Zensur, mit dem Dialog zwischen "rechts" und "links", dem heiklen Begriff Heimat sowie mit Reisen in Zeiten der Globalisierung. Die Übersetzerwerkstatt bietet Einblicke in ihre Arbeit. Es gibt ein umfangreiches Programm für Kinder und Jugendliche (etwa die reich bestückte Bilderbuchwiese oder die Druckwerkstatt). Und zudem ist eine Reihe von Sonderveranstaltungen geplant.
So lassen Puppenspieler Renaud Herbin und die Schriftstellerin Célia Houdart in dem Stück "La Vie des Formes" Literatur und Figurentheater miteinander verschmelzen. Christian Schloyer präsentiert in "Jump 'N' Run" Lyrik als Retro-Computerspiel. Und Sibylle Lewitscharoff zeigt erstmals ihre Notizbücher und Papierarbeiten in einer Ausstellung außerhalb des Literaturarchivs Marbach. Zur Eröffnung am 25. August liest sie um 19 Uhr in der Universitätsbibliothek aus ihrem Essay-Roman über Dante, "Das Pfingstwunder".
Autorenporträts im Markgrafentheater sind Ingo Schulze und Michael Köhlmeier gewidmet sowie Paul Maar, der im Dezember seinen 80. Geburtstag feiert und einer der erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren ist. Zu seinen bekanntesten Figuren gehört das vorwitzige, Wünsche erfüllende Sams. Deshalb laufen die "Sams"-Filme während des Festivals in den Lamm-Lichtspielen. Maars modernes Märchen "In einem tiefen, dunklen Wald" steht ab 18. November auch auf dem Spielplan des Jungen Theaters Ingolstadt.
Zum "Porträt International" wird Marie NDiaye erwartet. Sie veröffentlichte mit 17 Jahren ihren Debütroman. Die Auszeichnung mit dem wichtigsten französischen Literaturpreis, dem Prix-Goncourt, für ihren Roman "Drei starke Frauen" sorgte 2009 für ihren endgültigen internationalen Durchbruch. Heute lebt sie in Berlin. In ihrem Roman "Ladivine" erzählt sie eine Geschichte dreier Generationen zwischen Afrika, Berlin und französischer Provinz im globalen Zeitalter. In Erlangen stellt sie ihren aktuellen Roman "Die Chefin" vor.
An den Lesenachmittagen im Erlanger Schlossgarten am Samstag und Sonntag präsentieren unter anderem Zsuzsa Bánk ("Schlafen werden wir später"), Theresia Enzensberger ("Blaupause"), Franzobel ("Das Floß der Medusa"), Ulla Hahn ("Wir werden erwartet"), Thomas Lehr ("Schlafende Sonne"), Annette Mingels ("Was alles war"), Petra Morsbach ("Justizpalast") und Frank Witzel ("Direkt danach und kurz davor") ihre Neuerscheinungen im halbstündigen Rhythmus. Auch der Bachmannpreis-Gewinner Ferdinand Schmalz wird seinen Siegertext "Mein Lieblingstier heißt Winter" in Erlangen lesen.
Und: Es gibt Open-Air-Kino: Zwar startet "Magical Mystery" nach dem gleichnamigen Roman von Sven Regener erst am 31. August. Aber eine Preview läuft bereits am Donnerstag, 24. August, um 21 Uhr im Open-Air-Kino An der Bleiche. Wir erinnern uns: Vor Jahren verschwand Karl Schmidt (Charly Hübner) am Tag des Mauerfalls nach einem Nervenzusammenbruch von der Bildfläche. Mitte der Neunziger finden ihn einige Freunde von damals, darunter Ferdi (Detlev Buck) und Raimund (Marc Hosemann), in einer drogentherapeutischen Einrichtung in Hamburg wieder.
Programmheft mit ausführlichen Infos sind ab Mitte August erhältlich (www.poetenfest-erlangen.de" class="more"%>).
