Erlangen
Heimat erlangen nicht nur in Erlangen

Ein "Intergalaktischer Liederabend" im Theater denkt über "Flüchtis" von einst bis heute nach

08.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Hey, Leute! Die neue Heimat auf dem Mars muss man erst einmal gewinnen. - Foto: Quast

Erlangen (DK) Wenn sich das Theater Erlangen aufmacht, eine neue Heimat zu erlangen, läuft das nicht nur auf ein doppeldeutiges Wortspiel hinaus, sondern spielt ebenso doppeldeutig auch auf die Geschichte der Flüchtlingsstadt Erlangen an, die ihre Gründung den Hugenotten, französischen Glaubensflüchtlingen im 16. Jahrhundert, verdankt, die in Erlangen eine "neue Heimat" fanden.

Im barocken Markgrafentheater erlebte "Heimat erlangen" jetzt die schmissige Uraufführung, ein - so der Untertitel - "Intergalaktischer Liederabend" von Ekat Cordes, der auch Regie führte.

Vielleicht wollen die Nachkommen der "alten Flüchtlinge" von damals auch nur vor den "neuen Flüchtlingen" von heute flüchten, wenn sie sich in einer Mischung aus Casting-Show und Quiz-Revue für den Einweg-Flug zum Mars beerben, wo sie ihre neue Heimat zu erlangen hoffen. Was auf der Bühne auf eine temporeiche Parodie auf die guten alten Hitparaden der 80er-Jahre hinausläuft, wo Schlagerstars in großen Fernsehgalas bezauberten und mit Glanz und Glitter (Licht-Regie: Thomas Kramer; Bühnenbild und fantastische Kostüme: Anike Sedello) benebelten.

Das gelingt auch diesem theatralen Trash-TV-Abend, vor allem zu der Musik der Live-Band (Jan S. Beyer und Jörg Wockenfuß), die nostalgieselig die Pop-Klassiker von den Beatles bis David Bowie, vom Chanson bis zum Kuschelrock zitieren und imitieren.

Animiert und moderiert wird die Show von zwei Entertainern, als die Violetta Zupancic und Mario Neumann singend und tanzend eine kabarettreife Schau abziehen, die das Publikum immer wieder zu Applaus auf offener Szene treibt. Zum Star des terrestrischen Heimat-Abends auf der alten Erde wird jedoch Janina Zschernig, die als Helene-Fischer-Persiflage der Schmalz-Soiree die satirische Krone aufsetzt. Wenn dann noch ein "schwarzer" Hugenotte (Charles Ndong) auftaucht und den Bogen von den Flüchtlingen von einst liebevoll zu den "Flüchtis" von heute schlägt, fallen irdische Willkommenskultur und außerirdische Abschiedskultur glücklich zusammen.

Nächste Vorstellungen: 18., 19., 27. und 28. Februar, Karten unter Tel. (09131) 86 25 11.