Ingolstadt
Ein gefundenes Fressen

Musikkabarettist André Hartmann über sein Programm "Veganissimo" im Ingolstädter Altstadttheater

30.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:19 Uhr
Alles vegan, oder was? Das Programm des Kabarettisten André Hartmann richtet sich aber auch an Fleischesser. −Foto: Foto: Auer

Ingolstadt (DK) Eine "musikalisch vollwertige Solo-Koch-Show ohne Abzugshaube" verspricht Musikkabarettist und Stimmenimitator André Hartmann, wenn er am Freitag, 8. Juni, mit seinem neuen Programm "Veganissimo" im Altstadttheater zu Gast ist. Dafür hat der 42-Jährige sogar noch eine zusätzliche Taste in sein Klavier eingebaut - die Bad Taste als geschmackloses Element seines neuartigen "Dinners for One". Was er seinen Zuhörern auftischen will, hat er uns vorab im Interview erzählt.

Herr Hartmann, was haben Sie jetzt eigentlich am Freitagabend im Altstadttheater vor - kochen, Musik machen oder Politiker imitieren?
André Hartmann (lacht): Also, gekocht wird gar nicht. Ich mache Musikkabarett, imitiere Stimmen und werde das Thema "Vegan" musikalisch und kabarettistisch verarbeiten. Zu Beginn gibt es drei große Hymnen der Musikgeschichte in einem Superfeuerwerk und gleich darauf eine vegane Fassung - ohne Händel und natürlich auch ohne Europahymne, denn wer Europa besingt, grenzt ja alle anderen Kontinente aus.

Sind Sie Veganer?
Hartmann: Überhaupt nicht. Wir Comedians behandeln das Thema meist mit Augenzwinkern oder sogar Boshaftigkeit. Ich mache es liebevoll. Ich bin zwar nicht vom Fach, aber Sie können ruhig schreiben, dass ich schon ein paarmal bei München TV im Club der Köchinnen von Edith Welser-Ude mitgekocht habe.


Obwohl Sie gar nicht kochen können?

Hartmann: Also - ich kann das Notwendigste kochen, bis zu einem Gemüseauflauf zum Beispiel geht es gerade noch, danach wird es schwieriger. Ich bin Pianist, daher gehe ich das Thema lieber musikalisch an. Es gibt ja Lieder, in denen Wurst oder Fleisch vorkommen. Oder Lieder, in denen man meint, das zu hören, wie Roland Kaisers "Santa Maria". Wer da einmal statt "den Schritt zu wagen", "den Schnitzelwagen" gehört hat, der hört immer "Schnitzelwagen". Das geht natürlich überhaupt nicht, also muss ich diese Lieder vegan singen.

Wie geht das denn?
Hartmann: Das verrate ich nicht, aber ein anderes Beispiel: in Österreich gibt's jede Menge fleisch- und blutrünstige Lieder. In meiner Version wird aus Wolfgang Ambros' "A Gulasch und a Seidl" ein "Gemüseauflauf mit einem kleinen Pils". Das singe ich dann als Udo Lindenberg, denn Lindenberg ist der veganste Künstlername, den man sich überhaupt vorstellen kann. Bei mir tauchen jede Menge Promis auf, die ich durch mich sprechen lasse.

Wessen Stimme imitieren Sie sonst noch?
Hartmann: Natürlich mein Alter Ego vom Nockherberg vor zwölf Jahren, Gerhard Schröder. Der ist meine Lieblingsstimme, und die gebe ich auch nicht so schnell her. Deswegen freue ich mich immer, wenn er mal wieder in den Medien auftaucht, ob er in Moskau ist oder sonstwo.

Gerhard Schröder ist ja eigentlich fast schon ein Auslaufmodell...
Hartmann: Ja, aber er lässt immer wieder von sich hören und das kommt mir natürlich zugute. Dann mache noch ein bisschen auf Angela Merkel, soweit man als Mann eine Frau darstellen kann. Zumal ich auf Perücken oder Maske verzichte, ich mache alles nur mit der Stimme.

Das heißt, die Zuschauer müssen ein bisschen mehr mitdenken und aufpassen, weil die optische Hilfe fehlt?
Hartmann: Oder sie müssen sich einfach nur zurücklehnen und die Augen schließen, das klappt ganz gut. Mein Programm ist entspannend, kein politisches Kabarett. Auch wenn ich Politiker imitiere, wird Politik bei mir kleingeschrieben. Wenn ich Schröders Stimme nachahme, dann geht es darum, ob er seine Currywurst vegan essen will oder nicht.

Wie sind Sie überhaupt auf das Thema "vegan" gekommen?
Hartmann: Das ist größtenteils einfach Zeitgeist, da kommt man nicht aus. Ich lebe schon ernährungsbewusst, kaufe auch Bio und setze mich mit den Themen der Welt auseinander, aber alles, was extrem oder ausschließend ist, das finde ich schlecht. Ich will niemanden zum Veganen bekehren, aber auch nicht davon abhalten. Das vegane Denken führe ich gar nicht ad absurdum, wohl aber das Überzogene daran. Inzwischen sprechen wir ja sogar vegan. Man darf heute so viele Begriffe nicht mehr sagen, oder auch die ganze Genderisierung. Das ist natürlich ein gefundenes Fressen für jemanden, der etwas Witziges daraus machen will.

Das Gespräch führte

Andrea Hammerl.