Ein Instrument wie ein Chamäleon

20.02.2011 | Stand 03.12.2020, 3:08 Uhr

Der Pianist Vardan Mamikonian will mit dem Flügel Schüler für klassische Musik begeistern. - Foto: oh

Ingolstadt (DK) "Kinder haben Angst vor klassischer Musik und in Konzerte zu gehen. Wenn sie nicht kommen, müssen wir zu ihnen gehen." Mit diesem Vorsatz besuchte der renommierte Pianist Vardan Mamikonian das Ingolstädter Apian-Gymnasium und versuchte, den Schülern der 10a und der 10f klassische Musik näher zu bringen.

Die Veranstaltung wurde vom Konzertverein Ingolstadt organisiert, der sich mit seinem Schülerprojekt "Meet the Artist – Schüler treffen Künstler" seit eineinhalb Jahren für das Zusammentreffen von jungen Menschen und klassischen Musikern einsetzt.

Dass die Schüler tatsächlich etwas Respekt vor der scheinbar ungewohnten Musikrichtung mitbrachten, merkte man an der erwartungsvollen Stille, bevor der 1970 in Armenien geborene Künstler das Podium mit dem großen schwarzen Flügel betrat.

Mamikonian begann mit einem ungewöhnlichen Vergleich. Wie das Chamäleon sei auch das Klavierspiel in der Lage, seine Farben je nach Situation zu ändern – mal klinge es wie ein Orchester, dann wieder wie eine einzelne Stimme und im nächsten Moment sei es eher dem Cembalo ähnlich. Dies belegte er eindrucksvoll durch Stücke wie Bachs "Italienischem Konzert", Claude Debussys "Gärten im Regen" oder Franz Liszts dreizehn Minuten dauernde "Spanische Rhapsodie". Mamikonian ließ seine Zuschauer erkennen, was die unglaubliche Vielfältigkeit des Klavierspiels ausmacht. So verglichen einige Debussys Klänge mit Regentropfen, Blitzen, Gewitter, Regenbögen oder Sonnenstrahlen, während Mamikonians Interpretation der Rhapsodie ein "Boah!" und ein "Krass!" auslöste.

Zwischendurch suchte der Pianist immer wieder das Gespräch mit seinem Publikum. Beispielsweise wollte er wissen, ob den Schülern diese Musik denn gefalle. Schweigen, Gekicher. Dann doch ein leises "Ja." Und warum? Weil es schon interessant sei, außer Techno oder House auch mal die nicht so lauten Töne kennenzulernen.

Neben der Musik blieb genügend Raum für Fragen der Jugendlichen. So erfuhr man, dass Mamikonian schon immer Pianist werden wollte, er den russischen Pianisten Sergej Rachmaninow zu seinen großen Idolen zählt, aber auch mal Stücke des amerikanischen Musikers George Gershwin zum Besten gibt und außerdem fünf verschiedene Sprachen spricht.

Auch das Wissen sollte nicht zu kurz kommen. Mamikonian erklärte mit Unterstützung von Bildern und Schemata, dass Kinder, die sich mit klassischer Musik beschäftigen, sich besser entwickelten, weil die Bildung von Synapsen gefördert würde. Dieser sogenannte Mozart-Effekt soll bei Kindern nachgewiesen worden sein, die 38 Wochen lang verschiedene Instrumente lernten und danach einen erkennbar höheren IQ gehabt haben sollen.

Als am Ende eine Zugabe gewünscht wurde, spielte Mamikonian eine Kostprobe des kanadischen Jazzmusikers Oscar Peterson, verabschiedete sich mit einer leichten Verbeugung und gab nach dem Applaus seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Schüler mal ein Konzert besuchen würden, denn dies sei keinesfalls gefährlich.