Eichstätt
Theaterspaß mit Tod und Teufel

Die neu gegründete Altmühltalbühne will modernes Volkstheater in der Region etablieren

24.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:54 Uhr

Der Eichstätter Autor und Regisseur Florian Schmidt will in diesem Jahr mit der neu gegründeten Altmühltalbühne modernes Volkstheater in der Region etablieren. - Foto: Chloupekt

Eichstätt (DK) „Tod und Teufel“ bringt die neu gegründete Altmühltalbühne in diesem Jahr über die Region. Der Eichstätter Florian Schmidt (44) will ein Theaterprojekt zwischen Gunzenhausen und Beilngries, Hilpoltstein und Ingolstadt etablieren, das es so in der Region noch nicht gegeben hat. Das Ziel? „Neubackenes Volkstheater mit Humor und Anspruch“. Das Jahresmotto? „,Tod und Teufel' – wobei wir mit dem Teufel beginnen.“

Seit 1997 bereichert Schmidt mit seinen Stücken das Eichstätter Kulturleben, er hatte damals die Eichstätter Kleinkunstbühne Zum Gutmann ins Leben gerufen. 2002 hat er sich als Autor und Regisseur mit seiner Komödie „Walpurgisnacht“ in die Riege ernst zu nehmender bayerischer Theaterautoren katapultiert. Seitdem heimst er Kulturpreise ein, hilft bayernweit Laienschauspielern in Workshops auf höhere Leistungsstufen, schreibt im Auftrag anderer Bühnen moderne Volkstheaterstücke aus historischen Stoffen und inszeniert natürlich mit vollem Einsatz auch selbst.

Die „Walpurgisnacht“ nimmt dabei bei Schmidt und seiner Theatertruppe eine Sonderstellung ein: Sie spielen das Stück über das Ringen des Teufels mit der resoluten Fischer-Witwe um deren Seele, das samt Hexensabbat im Altmühltal des Jahres 1835 angesiedelt ist, einfach gar zu gerne. Deshalb kommt es heuer in einer Neuinszenierung wieder ins Programm: „Wir starten zur Walpurgisnacht am 30. April in Eichstätt und spielen dann in dem Mai hinein.“ Soweit zum Teufel.

Der Tod, dem man besonders im Bayerischen von jeher auch komische Seiten abgewinnen kann, beschäftigt Schmidt auch schon seit gut 14 Jahren. Damals hatte er sich auf seiner Gutmann-Bühne an die Neuinszenierung von Kurt Willhelms Version des „Brandner Kaspar und das ewige Leben“ gemacht, die in den vergangenen Jahren höchst erfolgreich gelaufen war.

Jetzt hat Schmidt seinen völlig eigenen „Brandner Kaspar“ geschrieben. Dass das nun wirklich sehr mutig klingt, gibt der Eichstätter gerne zu. Denn Kurt Willhelms Version von Franz von Kobells Grundidee aus dem Jahre 1871 ist durch zahlreiche Inszenierungen auf bayerischen Volksbühnen, in TV- und Filmversionen beinahe schon selbst bayerisches Kulturgut.

„Ich bin aber trotzdem sehr überzeugt von meinem ,Brandner’, eben weil er von dieser großartigen Willhelm-Vorlage komplett Abstand nimmt.“ Schmidt greift nur auf die Grundidee Franz von Kobells ursprünglicher Kurzgeschichte zurück. „Es geht darum, dass man über den Tod auch lachen kann. Diese Idee ist so ergiebig, dass daraus alle 20, 30 Jahre eine eigenständige, neue und zeitgemäße Version entstehen kann.“

Bei Schmidts Version geht es um die Folgen aus jenem Betrug beim Kartenspiel, mit dem der alte Brandner dem Boandlkramer, wie der Tod gleich viel umgänglicher auf Bayerisch heißt, noch ein paar zusätzliche Lebensjahre abluchst: Der Brandner bringt damit das Weltengefüge durcheinander, wird deshalb auf Erden von seinen Mitmenschen kaum mehr wahrgenommen und klagt: „Keiner sieht mich mehr!“ Schmidt meint dazu: „Das ist ein Schlüsselsatz im Stück“, das könne durchaus auf den Umgang mit dem Tod und dem Sterben heutzutage übertragen werden. „Mein ,Brandner’ kommt vielleicht manchmal klamaukig daher, aber da steckt schon was drin.“ Florian Schmidt weiß durchaus, dass wirklich gute Komödien stets Tiefgang haben.

Uraufführung soll während der kleinen Eichstätter Kulturtage Mitte Juli sein, dann geht das Stück auf Tournee durch die Region. Und da schließt sich auch der Kreis: Denn bei den Oberbayerischen Kultur- und Jugendkulturtagen, die 2011 in Eichstätt stattgefunden hatten, wuchs aus den Theaterworkshops ein Freiluft-Theaterstück über den Eichstätter „Schwedenbrand“ von 1632 heran.

Dafür hatten sich Laienschauspieler aus Schmidts bisherigen Stücken mit neuen Talenten aus anderen Theatergruppen zusammengefunden. Und weil es dabei auch um „Nachhaltigkeit“ gehen sollte, sieht Schmidt in der „Altmühltalbühne“ nun den „nächsten, konsequenten Schritt, denn Stehenbleiben wäre jetzt fatal“. Die Eichstätter Kulturtage sollen, wenn der Eichstätter Stadtrat grünes Licht gibt, die Folge der Oberbayerischen Kulturtage sein – und die Altmühltalbühne will dafür sorgen, dass die Zusammenarbeit verschiedener Laientheater der Region für den „Schwedenbrand“ kein Strohfeuer gewesen ist, Schmidt will noch auf weitere Darsteller hiesiger Laientheater zugehen.

Trägerverein des Schmidt- schen Theaterschaffens ist und bleibt der Eichstätter Schlossleutnant-Krach-Spiele e.V., der nun auch die neue Altmühltalbühne auf die Reise durch die Region schicken will. Wann und wohin, wird noch festgelegt.