Eichstätt
Souveräne Geisteshaltung

Ausstellung in Eichstätt würdigt den Architekten Karljosef Schattner

18.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:22 Uhr

Das letzte Werk von Karljosef Schattner in Eichstätt: Das Diözesanarchiv wurde 1992 gebaut - Foto: Kinold

Eichstätt (DK) Edle Einfalt und stille Größe zeichnen das Lebenswerk des Architekten Karljosef Schattner wohl vor allem anderen aus. Dieses Prädikat von der Klarheit des Kunstausdrucks und der souveränen Geisteshaltung des Künstlers, das der Archäologe und Kunsthistoriker Johann Joachim Winckelmann vor über 250 Jahren der Kunst der griechischen Klassik anheftete, es trifft auf Schattners Baukunst unbedingt und auf den Menschen Karljosef Schattner sowieso zu.

Nur einmal, doch, da war Schattner sauer, aber auch da ließ er sich von seiner Disposition zur klaren und nüchternen Gelassenheit leicht wieder einfangen.

Am Tag der offiziellen Einweihung für das Fernsehstudiogebäude der Universität Eichstätt, da soll’s gewesen sein, dass ein Schmierfink mit klassischer Bildung, wie sonst hätte er wissen mögen, dass die griechische Antike auch einmal quietschbunt war, unbedingt Nina Hagen an der Straßenfassade des Studiogebäudes verewigt wissen wollte. „Alles so schön bunt hier“, schrie Schattner da die Songzeile aus Hagens TV-Glotzer-Hit von der Außenwand des jungfräulichen Studiobaus entgegen. Der Ärger über das unansehnliche Gekrakel wich schnell der Gelassenheit, als sich der Gedanke einstellte: Der eine Spießer macht’s hin, der andere macht’s wieder weg. Der Schriftzug ist verblasst, die Baukunst Schattners besteht.

Der klassischen Baukunst und ihrem Schöpfer gilt seit vergangenen Sonntag eine Ausstellung mit dem schlichten Titel „memento kjs“, die den Menschen und Baukünstler Karljosef Schattner, der am 10. April verstorben ist, ehrt und mit dem Untertitel „Nahtstelle“ auf ein wesentliches Motiv seiner Baukunst hinweisen will.

Zu sehen gibt es in der Ausstellung nicht nur zeitlos schöne Architekturfotografien von Klaus Kinold, der für seine Kunst den Anspruch erhebt, er fotografiere Architektur, wie sie ist. Es wird außerdem aus der Sendereihe „Topographie“ des Bayerischen Fernsehens der Film „Neues Leben in alten Palais“ von Dieter Wieland gezeigt. Und darin äußert der Kulturjournalist Wieland 1984 angesichts von Schattners Eichstätt die fast schon ungeheuerliche, zuerst aber ausgesprochen weitsichtige These: „Wer sehen will, wie ein auf- und neu gebautes Deutschland aussehen hätte können, der prüfe das in Eichstätt nach.“ Der Kunsthistoriker Andreas Hochholzer hat in seinem Vortrag bei der Ausstellungseröffnung zu Schattners Baukunst diese Textpassage gerne als Nahtstelle zur dauerhaften Nachwirkung von Schattners Schaffen und seines Architekturverständnisses aufgegriffen. „Es wäre verhängnisvoll, wenn es nicht gelänge, neue Beiträge zur Stadt zu leisten, die Stadt weiterzubauen. Die Gegenwart leugnen hieße die Geschichte leugnen. Neues Bauen in alter Umgebung ist etwas Selbstverständliches“, so zitierte Hochholzer Schattner. Und wenn es so bliebe, in Eichstätt, es könnte dem genialen Baumeister Karljosef Schattner wohl gefallen.

Die Ausstellung im Lang-Haus am Salzstadel 1, Eichstätt, ist noch bis 24. Juni zu sehen. Mo – Fr von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr. Sa, So von 10 bis 13 Uhr.