Eichstätt
Mit doppelter Kraft

Georgier und das Uni-Orchester Eichstätt geben Konzert

02.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:52 Uhr

Eichstätt (DK) Noch bleiben die Zuschauerplätze im Festsaal des Eichstätter Altstadttheaters leer. Das Einzige, was aus dem Saal ertönt: Abwechselnd ruhige und dramatische Klänge eines voll besetzten Orchesters, die hin und wieder lediglich von der gefassten Stimme des Dirigenten durchbrochen werden, der noch letzte Anweisungen und Tipps erteilt.

Die Musiker des Georgischen Kammerorchesters (GKO) und die des Sinfonieorchesters der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt haben noch die Gelegenheit, sich mental auf das ihnen unmittelbar bevorstehende gemeinsame Benefizkonzert vorzubereiten.

Für die Musiker ist dies ein besonderer Tag. Selten geschieht es, dass ein Profiorchester gemeinsam mit einem Laienorchester auf der Bühne steht. Bei einem so ungewöhnlichen Konzert sollte eigentlich eine besondere Anspannung in der Luft liegen. Von der jedoch ist nichts zu spüren: ,,Wir sind alle erwartungsvoll und freuen uns schon sehr auf das gemeinsame Konzert", sagt die 22-jährige Lisa Seemüller, die Schlagzeugerin im Uniorchester ist.

Dass man so unmittelbar vor solch einem Konzert in so viele entspannte Gesichter blickt, erklärt der Schlagzeuger Leonard Schönauer (25) so: ,,Die Georgier schauen uns nicht über die Schulter, um uns auf unsere Fehler hinzuweisen. Deshalb fühlen wir uns auch nicht eingeschüchtert." Sein Kollege am Schlagzeug, Tim Herr (20), erinnert sich: ,,Bei der allerersten Probe mit dem GKO war die Stimmung verglichen mit der in den anderen Proben schon wesentlich angespannter. Da wollten wir den Dirigenten nicht enttäuschen und haben uns deswegen noch mehr als sonst angestrengt." Dennoch leugnen beide nicht, dass ein gewisser Druck nach wie vor da ist: ,,Respekt vor dem Ganzen haben wir natürlich schon. Wir wollen uns ja nicht vor den Profis blamieren."

Nicht nur die Musiker des Uniorchesters empfinden die Zusammenarbeit mit dem Georgischen Kammerorchester als Bereicherung: Auch die Georgier sind froh über die Kooperation. ,,Die Studenten bringen frischen Wind in unser Orchester", schwärmt Esther Agusti (26), die schon seit ihrem sechsten Lebensjahr Geige spielt. ,,Es macht wirklich Spaß, mit so jungen Leuten zu spielen." Der Geiger Kostas Malamis (24), ebenfalls beim GKO, nickt vehement und stimmt der gebürtigen Spanierin zu: ,,Diese Zusammenarbeit empfinde ich als sehr wichtig, weil wir so die Möglichkeit haben, unsere Erfahrungen an die nächste Generation weiterzugeben."

Die Georgier waren es auch, die die Initiative ergriffen haben, sowohl das diesjährige Benefizkonzert als auch das aus dem Jahre 2015 zustande kommen zu lassen. ,,Wir haben das Glück, im Management des GKO von einer ehemaligen Studentin der KU Eichstätt vertreten zu werden. Dadurch fühlen wir uns besonders gut betreut", freut sich Dirigent Uwe Sochaczewsky. Dass sich das viele Proben gelohnt hat, zeigt sich unmittelbar danach. Um 19.30 Uhr betreten die ersten Besucher den Saal und innerhalb der nächsten halben Stunde füllen sich die Zuschauerreihen.

Der Sound der beiden Orchester ist von ihrem letzten Konzert an gleicher Stelle vor zwei Jahren noch gut in Erinnerung. Mit Verdi, Wagner, Tschaikowsky und Kancheli stehen diesmal große, symphonisch geprägte Werke auf dem Programm, die jedes Orchester einzeln niemals bewältigen würde.

So wie die Orchester die Kompositionen mit Spielfreude füllen, könnte die Faszination der Klassik die Zuschauer schon vor Hunderten von Jahren elektrisiert und gefesselt haben. Es bleibt nur, sich zurückzulehnen und die opulenten Klänge staunend zu genießen.

Nicht nur der Dirigent Uwe Sochaczewsky kann in diesem Jahr erneut mit seiner rhythmischen Präzision begeistern. Besonders der mehrfach preisgekrönte Saxofonist Claus Hierluksch brilliert als Solist in dem von Giya Kancheli komponierten Stück ,,Night Prayers": Als ginge ihm das Herz über, quellen die Töne nur so aus seinem Instrument heraus.

Einen kleinen Kritikpunkt hat der ein oder andere Besucher am Ende des Konzertes aber doch: ,,Der Übergang von Richard Wagners Vorspiel zum 3. Akt aus ,Tristan und Isolde' zu Peter Tschaikowskys Tondichtung ,Romeo und Julia' war leider kaum erkennbar", bemängelt ein Zuhörer.