Eichstätt
Liebe, Leben, Lügenland

Das Eichstätter Festival LiteraPur steht vom 27. Mai bis 2. Juni unter dem Motto "Grenzen(los)"

18.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:06 Uhr
Die Autorin Gudrun Lerchenbaum kommt neben weiteren Autoren mit ihrem neuen Roman zum Festival LiteraPur17 nach Eichstätt. −Foto: Frisch

Eichstätt (DK) Die Welt ist in Bewegung: Grenzen werden geöffnet, Grenzen werden geschlossen. Menschen überschreiten Grenzen - politische, persönliche, existenzielle. "Grenzen(los)" ist die sechste Auflage von LiteraPur überschrieben, die von 27. Mai bis 2. Juni zu Begegnungen mit sechs Autoren einlädt, deren Bücher auf die eine oder andere Weise von Grenzen handeln.

So geht es in dem Polit-Thriller "Lügenland" der Österreicherin Gudrun Lerchbaum (29. Mai, Katholische Universität, 20 Uhr) um Widerstand in einer Diktatur. In der Dystopie hat sich in Österreich eine rechte Diktatur entwickelt, die die Menschen streng überwacht. Eine zunächst regimekonforme Soldatin wandelt sich darin zur Untergrundkämpferin.

Richard Lorenz, nach Ansicht des LiteraPur-Organisators Michael Kleinherne eine "literarische Entdeckung", überschreitet schreibend in seinem neuen Roman "Frost, Erna Piaf und der Heilige" (Doppellesung mit Lerchbaum am 29. Mai) die Grenzen zwischen Leben und Tod. Sein Protagonist wird in zwei Lebensphasen gezeigt, als kleiner Bub, der mit seinen Gedichten die Gabe hat, Menschen, insbesondere sterbenden Menschen, beim Loslassen zu helfen. Als Erwachsener, als Krankenpfleger auf einer Palliativ-Station, aber kann er eben dies nicht mehr.

Sabine Grubers Protagonist in "Daldossi oder Das Leben des Augenblicks" (30. Mai, Filmstudio im Alten Stadttheater, 20.30 Uhr), ein Kriegsfotograf, bewegt sich in seinem Beruf nicht nur auf der Grenze zwischen Leben und Tod, sondern stellt sich auch der für Medien immanenten Frage: "Kann man das zeigen" Ist es die wichtige Dokumentation des Grauens oder wird dabei vor allem die Sensationsgier bedient? Persönlich erfährt er eine Grenze: Seine langjährige Lebensgefährtin beendet die Beziehung, die ihm Halt gegeben hat.

Mit Sylvie Schenk und ihrem autobiografisch gefärbten Roman "Schnell, dein Leben" (31. Mai, Buchhandlung Rupprecht, 20 Uhr) wird in der Liebesgeschichte zwischen einer Französin und einem Deutschen ein Blick in die Entwicklung der deutsch-französischen Beziehungen der Nachkriegszeit geworfen. Schenk zeigt, wie Politik das Private beeinflusst, ja belastet, dass die Vergangenheit aufgearbeitet werden muss, um Zukunft zu ermöglichen.

Zoe Beck (Jahrgang 1975) legt mit "Die Lieferantin" erneut einen Krimi (Suhrkamp-Verlag) vor. Zum Erscheinen des Romans über Machenschaften in der Londoner Unterwelt liest die Mitgründerin des E-Book-Verlages CulturBooks am 1. Juni im Filmstudio im Alten Stadttheater um 20.30 Uhr. Schon in ihrem ersten Roman "Schwarzblende" widmete sich Beck aktuellen, gesellschaftlichen und politischen Themen.

Den Schlusspunkt am 2. Juni um 20 Uhr ebenfalls im Filmstudio setzt der Eichstätter Autor Akos Doma, der in "Der Weg der Wünsche" seine eigene Migrationsgeschichte und die seiner Familie beschreibt. Spannend ist schon der Prolog des Festivals, das organisiert wurde von Studierenden und Dozenten der KU Eichstätt in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Rupprecht: Die Künstlerin Els Patoor, die ab 27. Mai in der Lithografie-Werkstatt (Beginn: 19 Uhr) arbeitet und ausstellt, hat sich auf Wanderungen im Grenzland zwischen Belgien und Deutschland inspirieren lassen. Und beim Schreibwettbewerb (31. Mai, KU, 18 Uhr) gibt es wieder junge Talente zu entdecken.