Eichstätt
"Kultursynapse am Bahnhofsplatz"

29.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:24 Uhr

 

Eichstätt (DK) Es ist eine doppelte Premiere: Hubert P. Klotzeck öffnet seine Fotogalerie für die Malerei – und das mit einer Werkschau von Judith Gerstbrein – ihrer ersten überhaupt. Seit der Gründung vor dreieinhalb Jahren hat sich die Eichstätter Galerie Bildfläche als eine der besten Adressen für neue, spannende Fotografen und Digitalgrafiker in der Region und darüber hinaus etabliert.

Klotzeck ist als kreativer Kunstnetzwerker nicht nur im Altmühltal aktiv, auch die aktuelle Ausstellung des Ingolstädter Kunstvereins in der Theatergalerie an der Schlosslände hat er kuratiert.

Vor einigen Wochen hat der Fotograf, Galerist und Finart-Printer (Jahrgang 1966) seinen Brotberuf als angestellter Vertriebsleiter an den Nagel gehängt und widmet sich nun ganz der Kunst: Nach den ersten erfolgreichen Gemeinschaftsprojekten mit bildenden Künstlern, Tänzern und Musikern – darunter dem Georgischen Kammerorchester oder der Cellistin Anja Lechner – sei seine Galerie wohl zu einer „Kultursynapse am Bahnhofsplatz“ geworden, meint er selber augenzwinkernd. Und dieser Aufgabe wolle er sich nun hauptberuflich widmen – die Kunstszene in der Region darf gespannt bleiben.

Jetzt öffnet Klotzeck seine Galerie also erstmals für die Malerei: Judith Gerstbrein zeigt hier ihre erste Werkschau. Die gebürtige Eichstätterin kehrt damit zumindest künstlerisch aus Hamburg, wo sie lebt und arbeitet, in ihre Heimat zurück. Und auch wenn es tatsächlich ihre erste öffentliche Ausstellung ist: Judith Gerstbrein ist ein Profi. Sie studierte an der Università degli Studi di Urbino Carlo Bo, an der Ludwig-Maximilians-Universität München und an der University of Michigan Ann Arbor, unter anderem Studiowork mit Frank Stella, ihre Arbeiten verkauften sich bisher durch persönliche Empfehlungen. Mit Klotzeck verbindet Gerstbrein eine lange künstlerische Freundschaft. Gemeinsam stellen sie sich mit dieser Werkschau nun der spannenden Frage: Passt Malerei in die Fotogalerie?

Judith Gerstbrein arbeitet ausschließlich abstrakt. Sie besitzt das Können und das Wissen darum, wie sich Ölfarben auf welchem Untergrund verhalten, wie sie verlaufen und trocknen. Sie weiß, wie leuchtendes Blau auf der Leinwand erstrahlt, wie mattes Schwarz beinahe greifbare Struktur gewinnt. Und dank dieser technischen Versiertheit als Grundlage kann die Künstlerin emotional werden und ihrem Unterbewusstsein Freiraum gönnen. Auf Leinwand, Papier und Holz verteilen sich Linien und Schichten von Farbe und Struktur, aufgetragen, verwischt, abgeschabt, aufgekratzt. Alle Bilder sind titellos. Sie tragen keine Namen und strahlen dennoch viel Persönlichkeit und Charakter aus – Einblicke in menschliche Gefühlswelten, in Lebensbrüche? Judith Gerstbreins Bilder bewegen, sie lassen den Betrachter nicht kalt. Und, ja, diese Malerei passt bestens in Klotzecks Galerie.

 

Judith Gerstbrein, Galerie Bildfläche, bis 9. August, Mi. und Fr. 15 bis 18 Uhr, Sa. 10 bis 13 Uhr