Duisburg (DK
Comeback auf der Musical-Bühne

In "Wahnsinn!" stehen die Lieder von Ex-Schlagerstar Wolfgang Petry im Mittelpunkt

18.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

Foto: DK

Duisburg (DK) Man spürt ihn förmlich kommen - spätestens als Sabine ihrem Mann Peter, einem Lastwagenfahrer, zuraunt: "Ich hab' auch nie mehr von dir gewollt." Irgendwo, tief im Unterbewusstsein, wo die Ohrwürmer nisten, kündigt er sich an: dieser Wolfgang-Petry-Hit, diese Melodie, die man irgendwo zwischen Kirmesparty und Schlagerrevue schon mal gehört hat. Für alle, die immer noch nicht Bescheid wissen, löst Sabine einige Takte später auf, was sie nie gewollt hat: "Bronze, Silber und Gold, hab' ich nie gewollt." Denn: "Ich will nur dich, ja dich allein!"

"Bronze, Silber und Gold" war einer der großen Hits von Wolfgang Petry (66), der sich im Jahr 2006 von der Bühne verabschiedete und seitdem zu einer Art Phantom der deutschen Schlagerszene geworden ist. Im Theater am Marientor in Duisburg feiert Petry oder besser, feiern seine Lieder nun ein Comeback. Sabine und Peter, die im richtigen Leben Vera Bolten und Enrico De Pieri heißen, sind Musical-Darsteller und spielen zwei der Hauptrollen in "Wahnsinn!", einem Musical, das rund um die Hits von Petry gestrickt wurde. An diesem Mittwoch wird das Stück erstmals vor Publikum aufgeführt.

Der Inhalt ist schnell erzählt: Es geht um vier Paare, die auf die eine oder andere Weise Probleme miteinander haben. Lkw-Fahrer Peter etwa müsste eigentlich gar nicht mehr selbst fahren, seine Speditionsfirma läuft super. Aber er sitzt einfach zu gerne am Steuer. Die Folge: Seine Frau ist oft alleine zu Hause. Irgendwann kreuzen sich die Wege der vier Paare, und natürlich gibt es zu jeder Lebenslage den passenden Song - von "Bronze, Silber und Gold" über "Weiß der Geier" bis zum titelgebenden Partykracher "Wahnsinn".

Musicals, die sich an gängigen Hits orientieren, sind in den vergangenen Jahren schwer in Mode gekommen. Man denke nur an Udo Jürgens, ABBA oder Queen. Bei dem Gedanken, dass nun auch Wolfgang Petry zu dieser illustren Runde der Vorlagengeber gehört, mag manch einer dennoch kurz stutzen: "Wolle" und Musical - das klingt mindestens kurios. Petry, die Schnurrbart-Ikone, der Lockenmähnen- und Freundschaftsbänderträger, wurde von seinen Fans ja vor allem wegen seines unprätentiösen Gestus geliebt. Irgendwie kam er stets uneitel, geradeheraus und kein bisschen abgehoben daher.

Laut Enrico De Pieri finden sich diese Charakterzüge auch in dem Musical wider: "Ich glaube nicht, dass die Leute eine riesige Verwechslungskomödie nach Shakespeare'scher Art erwarten." Das Direkte, Erdige, Ehrliche, das Petry zugeschrieben wird, müsse sich auch auf die Arbeit der Darsteller, auf ihre Art zu spielen, übertragen. "Wir versuchen, so echte Menschen wie möglich zu spielen", versichert De Pieri. Und natürlich stehe die Musik im Vordergrund. Auch wenn Petrys Songs gar nicht so leicht zu singen seien, wie man vielleicht denke. Dass die Texte eine ganze Geschichte tragen, davon war nicht unbedingt auszugehen. Meist geht es ja schlicht darum, dass jemand einen anderen liebt, aber Mist gebaut hat. Andererseits: Hollywood schneidert aus diesem Stoff seit Jahrzehnten Komödien. Der Sänger selbst war zunächst skeptisch, aber: "Wenn man jetzt sieht, was die vielen wunderbaren, kreativen Köpfe daraus gemacht haben, bin ich total stolz, was da auf die Bühne gebracht wird."

Dass "Wahnsinn!" auf fruchtbaren Boden fallen dürfte, liegt auch daran, dass Petry-Fans nach Ersatz lechzen. Vor mehr als zehn Jahren verkündete der Meister seinen Abschied von der Bühne, heute erkennt man ihn kaum wieder. Mittlerweile nennt er sich "Pete Wolf" und singt auf Englisch. Ein Comeback in seiner alten Rolle kann er sich nicht vorstellen. "Alles hat ja seine Zeit, und ich glaube nicht, dass diese Zeit noch mal zurückkommt", erklärt er. Und dann ist da ja noch der Spielort: Duisburg, wo die Show von Februar bis April läuft, ist - wie das ganze Ruhrgebiet - tiefstes Petry-Land. Danach macht das Musical noch in Berlin (2. bis 13. Mai) sowie im Deutschen Theater in München (16. Mai bis 3. Juni) Station.