Düsseldorf
Sarkastische Abrechnung

Die Ex-Frau des Kunstberaters Helge Achenbach hat ein zweites Buch über ihre bewegtes Lebens geschrieben

29.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Düsseldorf (dpa) Liebe, Reichtum, Eifersucht, Betrug, Prozess und Knast - das neue Buch von Dorothee Achenbach hat alles, was ein schmissiger Roman braucht. Aber es ist alles Realität. Die Ex-Frau des verurteilten Kunstberaters Helge Achenbach, hat noch einmal nachgelegt.

In ihrem zweiten autobiografischen Buch, "Ich liebte Sträfling No 1", packt die promovierte Kunstberaterin (53) nun richtig aus.

Schon Achenbachs Ende 2015 erschienenes schwungvolles Erstlingswerk "Meine Wäsche kennt jetzt jeder" über ihren Sturzflug aus dem Kunst-Jetset wurde ein Bestseller. Schrieb sie sich seinerzeit noch den Albtraum der Verhaftung ihres Ehemanns, den Prozess und ihren eigenen Existenzkampf "therapeutisch von der Seele", so wird es nun ziemlich privat. Ihre von außen gesehen so glamourös wirkende 25-jährige Beziehung zu Deutschlands einst schillerndstem Kunstberater breitet sie mit allen Höhen und Tiefen aus - "ein riesiger Scherbenhaufen".

Wieder verpasst Dorothee Achenbach ihrem Ex den Namen Bernhard Krämer. Das sei aber das einzige fiktionale Detail, sagt Achenbach. "Es ist manchmal schon so, dass ich zu Helge Bernhard sage." Achenbach selbst hatte sich im Gefängnis selbstbewusst als "Häftling No 1" bezeichnet.

Auf 240 Seiten ist das Buch eine treffend geschriebene selbstironische und sarkastische Abrechnung, die in einer Scheidungsszene mündet und auf dem Weg dorthin nicht mit Details "jahrelanger ehelicher Nebentätigkeiten" des einstigen "Göttergatten" spart. Sie habe den "Vertrauensverlust" analysieren und herausfinden wollen, wie jemand privat und geschäftlich zu einem Betrüger werden könne, sagt Achenbach. Achenbach, der inzwischen Freigänger ist und Sozialarbeit leistet, hat seiner Ex-Frau den Segen für die Veröffentlichung der privaten Details aus dem gemeinsamen Eheleben gegeben. Er werde "keine juristischen Schritte" gegen das neue Buch, einleiten, schrieb er in einer E-Mail an seine Ex-Frau. Im Gegenteil: "Ich bin mit deinem Buch höchst zufrieden." Auch die darin enthaltene Kritik an ihm sei "absolut ok".

Das sieht die Familie des 2012 gestorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht, die das Verfahren gegen den bekannten Kunstberater einst in Gang gebracht hatte, ganz anders. Achenbach wurde 2015 wegen Millionenbetrugs an seinem Duz-Freund Albrecht zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt.

Mit einer einstweiligen Verfügung ließ die Witwe Albrechts das Buch "Ich liebte Sträfling No 1" wenige Tage vor der bereits Mitte März geplanten Veröffentlichung zunächst einmal stoppen. Sieben Zeilen mussten geschwärzt werden. 10 000 Exemplare wurden eingestampft.

Dorothee Achenbach musste, so schreibt sie, den "Augias-Stall" ausmisten, den ihr Mann nach der Verhaftung hinterlassen hatte. Sämtliche Anwalts- und Gerichtspost ging an sie - noch heute hat sie Angst vor den "gelben Handgranaten" im Briefkasten. Immer noch ist die Prozessserie der Albrecht-Familie mit millionenhohen Schadensersatzforderungen gegen Helge und auch Dorothee Achenbach nicht zu Ende. Die nächsten Gerichtstermine stehen im April an.

Trotz krimineller Machenschaften, Ehebetrugs und Scheidung aber steht Dorothee Achenbach zu ihrem Ex-Mann. "Er ist morgens immer der Erste, der bei uns anruft, und abends der Letzte", sagt sie gestern in Düsseldorf. Sie steht inzwischen mit einer kleinen Kunstberatungsfirma auf eigenen Füßen. Ob sie ihren Ex anstellen würde? "Das kann ich mir nicht leisten", sagte sie und lacht. "Aber seinen Rat würde ich sicher einholen."

Dorothee Achenbach: "Ich liebte Sträfling No 1", Droste Verlag, 240 Seiten, 16,99 Euro.