Dresden
Düster und abgründig

"Déjà-vu" für Ermittler im Dresden-"Tatort"

26.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:54 Uhr

Die Kommissarinnen Henni Sieland (Alwara Höfels, links) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski). - Foto: Daniela Incoronato

Dresden (DK) "Diesen Mistkerl kriegen wir", brüllt Kommissariatsleiter Schnabel und gibt so den Ton für den neuen Dresden-"Tatort: Déjà-vu" vor. Begann das Sachsen-Trio vor zwei Jahren eher witzig, frech und schlagfertig, so ist man jetzt deutlich ernster geworden.

Düster und hart ist der Fall um Kindesmissbrauch.

Der neunjährige Rico ist spurlos verschwunden. Kurz darauf wird seine Leiche in einer Tasche am Elbufer entdeckt. Der Junge wurde betäubt und missbraucht. Schnabel (Martin Brambach) fordert schnelle Aufklärung. Die Tat erinnert an das Verschwinden eines kleinen Jungen vor drei Jahren, der nie gefunden wurde. Henni Sieland (Alwara Höfels) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) durchleuchten Ricos Umfeld - Eltern, Sportverein, Freunde. Da geht ein Hinweis ein, der den Verdacht auf Schwimmtrainer Siebert lenkt. Der hat eine pädophile Vergangenheit. Als Ricos Stiefvater davon erfährt, schlägt er Siebert brutal zusammen und verletzt dabei auch Kommissarin Sieland. Die muss stationär behandelt werden. Der Tipp kam von Jennifer Wolf (Alice Dwyer), die im Schulamt arbeitet und mit René Zernitz, Techniker bei den Stadtwerken, zusammenlebt. Der fühlt sich stark zu Kindern hingezogen.

Früh erhält der Zuschauer Hinweise auf den Täter. So ist man den Kommissaren stets voraus, begleitet sie bei der Tätersuche. Mark Monheim und Grimme-Preis-Träger Stephan Wagner haben einen klugen, vielschichtigen Krimi geschrieben. Sie beschäftigen sich mit Ermittlern, Tätern, Opfern und deren familiärem Umfeld, zeigen, wie der Mob vorverurteilt und wie die Frau an der Seite des pädophilen Mörders lange nicht hinschauen will.

Regisseur Dustin Loose gibt mit diesem "Tatort" sein Langfilmdebüt. Das ist geglückt. Flirrende Hitze und ein brutales Verbrechen schaffen in diesem Krimi eine drückende wie bedrückende Atmosphäre. Einzig für die Figur des Täters hätte man sich mehr Tiefenschärfe gewünscht.

Kommissarin Sieland muss in ihrem vorletzten Fall - Alwara Höfels hat kürzlich ihren baldigen Abschied vom Dresden-"Tatort" bekannt gegeben - kräftig einstecken. Der ernstere Ton tut der Figur sichtlich gut. Da wird nicht mehr bemüht um Pointen gerungen. Gleiches gilt für Kollegin Gorniak. Einzig Schnabel sucht weiter nach seiner Rolle zwischen den beiden Lady-Cops. Im letzten Fall hatte er rechte Tendenzen, diesmal zeigt er sich von seiner sensiblen Seite. Ja, was denn nun?

 

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.