Dortmund
Die Welt steht still

Mit vier Monaten Verspätung: ARD zeigt den Terror-"Tatort"

14.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:18 Uhr

Letzter Einsatz für Stefan Konarske als Oberkommissar Kossik im "Tatort". Der Schauspieler hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, dass er aussteigt. - Foto: Dicks/WDR

Dortmund (DK) Tote, Verletzte, Geiselnahme, eine Autobombe - im "Tatort: Sturm" geht es richtig zur Sache. Dieser Krimi ist nichts für schwache Nerven. Eigentlich sollte der Film bereits an Neujahr laufen. Dann gab es am 19. Dezember das blutige Attentat in Berlin mit zwölf Toten. Aus Respekt vor den Opfern und den Angehörigen wurde auf eine zeitnahe Ausstrahlung verzichtet, vor allem weil die Szenen gegen Ende des Films Erinnerungen an den Terroranschlag wecken. So ermitteln die Dortmunder in ihrem zehnten Fall nun am Ostermontag.

Zwei Beamte auf nächtlicher Streife werden, nachdem einer der beiden eine Beobachtung gemacht hat, in ihrem Wagen quasi hingerichtet. Als Kommissar Faber (Jörg Hartmann) am Tatort eintrifft, entdeckt er eine Packung Zigaretten. Gemeinsam mit Kollegin Bönisch (Anna Schudt) sucht er den Automaten und entdeckt dabei in den Räumen der Westhafen-Bank einen Mann (Felix Vörtler), der fieberhaft am PC arbeitet. Als der auf Rufe und Klopfen nicht reagiert, schlägt Faber die Fensterscheibe ein und klettert in das Büro. Da öffnet der Mann seine Jacke: Er hat einen Sprengstoffgürtel um und droht, sich in die Luft zu sprengen. Faber lässt sich mit ihm einschließen, um ihn zur Aufgabe zu überreden. Kommissarin Bönisch zieht sich zurück, um den Einsatz zu leiten, die Kollegen Kossik und Dalay (Aylin Tezel) tauchen auf, und das SEK rückt an.

Was für ein spektakulärer Auftakt für den "Tatort" aus Dortmund, der über 90 Minuten hält, was er verspricht. Denn kaum ist klar, dass es sich um den Bankangestellten Mu-hammad Hövermann - in zweiter Ehe mit einer Syrerin verheiratet und zum Islam konvertiert - handelt, der am PC Überweisungen in Millionenhöhe auf arabische Konten tätigt, da bekommt der Fall eine völlig überraschende Wende, die die Kommissare gehörig auf Trab hält.

Eine Geschichte der Grenzerfahrungen erzählen die Krimigenre erprobten Autoren Martin Eigler und Sönke Lars Neuwöhner. Die Terrorbedrohung wird nahezu in Echtzeit gezeigt: Jede Minute, die der Zuschauer erlebt, ist zeitlich nah an den Entwicklungen im Fall. Der Krimi beginnt so gegen vier Uhr morgens und endet ein paar Stunden später. Ein paar logische Lücken weist die Story auf, aber wir sind ja in einem Thriller, da geht es nicht um pure Realität. In Bezug auf islamistischen Fanatismus und IS-Rekrutierung ist der Film aber nah an der Wirklichkeit.

Trägt das Quartett aus Dortmund sonst seine persönlichen Konflikte gerne in den Fällen aus, so spielt das dieses Mal keine wesentliche Rolle. Denn die Vier werden auseinandergerissen, jeder ist auf sich allein gestellt. Regisseur Richard Huber, der zuletzt eher schräge MDR-"Tatorte" (u. a. mit Nora Tschir-ner und Christian Ulmen) gedreht hat, zeigt hier, dass er auch klassischen Hochspannungs-Thriller kann. Die Ausnahmesituation, in der sich die einzelnen Figuren befinden, bringt er hautnah und packend rüber.

Der "Tatort: Sturm" ist zugleich der letzte Einsatz für Stefan Konarske als Oberkommissar Kossik. Der Schauspieler lebt jetzt in Paris und hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, dass er deshalb aus dem Dortmunder Team aussteigt.

 

"Tatort: Sturm" läuft am Ostermontag um 20.15 Uhr im Ersten.