Die
Wagemutiger Grenzgänger

Der Extrembergsteiger Stefan Glowacz stellt seine spektakulärsten Touren vor

07.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:45 Uhr

Mutig: Stefan Glowacz sucht die Herausforderung am Berg, erkennt aber auch eigene Grenzen - Foto: Glowacz

Die Tour ist zu Ende, bevor sie richtig begonnen hat. Stefan Glowacz und seine Mitstreiter hängen im Fels und fluchen. „Brüchige Schuppen fliegen uns nur so um die Ohren. Nach vier Seillängen brechen wir unseren Erstbegehungsversuch völlig entnervt ab“, schreibt der Extremkletterer und Profibergsteiger über den Versuch, den Mount Poi zu besteigen. Tagelang ist der Abenteurer von Nairobi aus mit dem Auto durch Kenia gefahren, nur um diesen Berg zu bezwingen. Und jetzt muss er aufgeben. Aber wahrscheinlich ist es genau dieses gewagte Spiel, einerseits Grenzen zu überschreiten, anderseits die eigenen Grenzen rechtzeitig zu erkennen, die Männer wie ihn überleben lassen. Denn ganz egal, ob er in Kenia, in Alaska oder Nepal Extremtouren wagt, mit extremem Risiko verbunden sind sie stets.

In dem aufwändig bebilderten Band „Expeditionen. Ein Grenzgänger am Ende der Welt“ hat Glowacz seine spektakulärsten Touren zusammengefasst. Neben den Naturschönheiten zeigen die Bilder aber auch die Mühen und Qualen, die notwendig sind, um an die entlegensten Plätze zu gelangen. „Bei diesen Expeditionen ist die tägliche Schinderei zentraler Bestandteil und im Nachhinein, was mich immer wieder fasziniert, jener Part, der zum Heldenstück verklärt oder ganz vergessen wird“, schreibt der Bergsteiger. Und gibt zu, dass er sich trotz akribischer Vorbereitung mitunter einfach verschätzt. Bei einer Kajak- und Klettertour in Kanada stellt er bereits am dritten Tag fest, den Proviant völlig falsch berechnet zu haben.

Die Tagesrationen werden sofort halbiert, und trotzdem ist die kleine Truppe nach Kurzem am Verzweifeln. Es gibt kein zurück „und für die letzte Woche haben wir so gut wie keine Verpflegung mehr“. Irgendwie schaffen es die Abenteuerer dann doch, ehe sie völlig ausgemergelt in dem ersten Dorf, das sie finden können, sogar auf einen Lebensmittelladen stoßen.

Ein spannender Band, der opulent bebildert ist und immer wieder eine einzige zentrale Frage aufwirft: Was treibt einen Menschen dazu, Jahr für Jahr in den unwirtlichsten Gegenden der Welt das eigene Leben aufs Spiel zu setzen? Eine Antwort darauf gibt es nicht – es bleibt beim Leser lediglich das Staunen über einen wagemutigen Grenzgänger.

Stefan Glowacz/Tanja Valerien-Glowacz. Expeditionen. Ein Grenzgänger am Ende der Welt. 240 Seiten, Klasing, 39,90 Euro.