Der
Zauberhaft

Christopher Morleys Liebeserklärung an die Literatur

03.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Der Roman von Christopher Morley ist eine Liebeserklärung. Eine Liebeserklärung an die Literatur und den Beruf des Buchhändlers. Morley hat seine Geschichte bereits 1919 veröffentlicht.

Hierzulande wurde sie einem aber lange vorenthalten: Erst jetzt wurde sie ins Deutsche übersetzt. Sie spielt - wie könnte es bei einem solchen Werk anders sein - in einer Buchhandlung.

Roger Mifflin heißt der schrullige Besitzer des verwinkelten Ladens, der klein und düster ist, vollgestopft mit Werken, durchwabert von Zigaretten- und Pfeifenrauch. Und durch die Winkel und Gänge spuken die Geister der Bücher, die man nicht gelesen hat. Sie kann man nur bannen, indem man ihre Geschichten liest.

Die Geschehnisse rund um die Buchhandlung Parnassus und das Ehepaar Mifflin mit Hund Bock (wie Boccaccio) sind "fantastisch". Die Geschichte beginnt an dem Abend, an dem Mifflin den jungen Aubrey Gilbert kennenlernt. Im Laufe der Erzählung verschwindet immer wieder ein Buch - und taucht an ungewöhnlichen Orten wieder auf -, Gilbert versucht ein Verbrechen aufzuklären und die junge Titania tritt ihre Arbeit in der Buchhandlung an. Auch eine Liebesgeschichte fehlt nicht in dem zauberhaften Roman - mit einer der wohl schönsten Beschreibungen einer beginnenden Verliebtheit, die es gibt: "Dass er an Miss Chapman dachte, hieße, ihm zu viel an Reflexion und abstrakten Rückschlüssen zuzubilligen. Er dachte nicht - er wurde gedacht."

Der Roman ist nicht nur eine Liebeserklärung an die Welt der Bücher, er erinnert den Leser auch immer wieder daran, dass er ein Buch liest: Ein Erzähler kommentiert regelmäßig das Geschehen und bricht so die Fiktion.

Christopher Morley: Das Haus der vergessenen Bücher. Hoffmann und Campe, 256 Seiten, 9,99 Euro.