Was von der Liebe übrig blieb

07.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:41 Uhr

Erinnerungsstücke: Wenn die Liebe zu Ende geht, werden oft Abgründe sichtbar. Das "Museum of Broken Relationships" widmet sich den Reliquien zerbrochener Beziehungen. - Foto: Stadt Heidelberg/IZ

Der Valentinstag ist der Tag der Verliebten. Und wenn es aus ist mit dem Rausch der Gefühle? Ein Museum in Zagreb zeigt Requisiten vergangener Beziehungen.

Wenn die große Liebe geht, bleiben gebrochene Herzen, Trauer und Schmerz, Wut und Wehmut. Und auch sämtliche Gegenstände, die einmal Liebesbeweise waren und nun ungeliebte Erinnerungsstücke sind. Als sich die Zagreber Künstler Olinka Vistica und Drazen Grubisic nach vier Jahren Beziehung trennten, wussten sie nicht, wohin mit den Dingen, die einmal Zeugen ihrer Liebe waren. Sie lagerten alles aus, weit weg vom Alltag.

Bald folgten Freunde und brachten die Trümmer ihrer eigenen zerbrochenen Beziehungen dazu - und eine Museumsidee war geboren. Zuerst war das eine Wanderausstellung, die seit 2007 von Kroatien um die Welt ging und mit jeder Reise weiter wuchs. Denn jeder Besucher war eingeladen, selbst mit einem Gegenstand die Ausstellung zu bereichern. Die einzige Bedingung: Zu jedem Objekt musste die dazugehörige Geschichte erzählt werden. Dabei durfte der Spender samt seiner Story auf Wunsch anonym bleiben.

So ist die "Ex-Axt" Zeugin eines Wutausbruchs: Als die Ehe in die Brüche ging, waren die Möbel dran. Das Werkzeug: die Axt. Ein Gartenzwerg wurde gegen eine Windschutzscheibe und auf Asphalt geschleudert, nun steht er im Museum, die Nase ist auf dem Asphalt geblieben. Zu einem belgischen Spiel-Hamburger aus Gummi steht ein lakonischer Text: "Sein Hund ließ mehr Spuren zurück als er."

Ob es eine Art Therapie oder Selbstdarstellung ist, dem Museum seine Beziehungstrümmer zu überlassen - das bleibt das Geheimnis der Spender. Und auch wenn darunter mehr Frauen als Männer sind, die Museumsstücke beweisen es: Auch Männerherzen haben Schmerzen. Heute verfügt die Sammlung über mehr als 10 000 Objekte. Im November 2010 entschloss sich die kroatische Hauptstadt Zagreb, dem "Museum of Broken Relationsships" ("Muzej prekinutih veza") ein Heim zu geben. Umgeben von engen Gassen der Altstadt, im Zentrum der quirligen Stadt, sind die ehemaligen Liebesbeweise in einem barocken Gebäude untergebracht. Im Café des Museums trinkt man seinen Espresso und Macchiato aus einem Becher, der "hot pot not" heißt. Oder man kauft im Shop den Radiergummi "bad memories eraser".

Zu der Ausstellung gehört auch Snoopy, ein Plüschtier aus Holland, mit seiner Geschichte: "Er gab mir den Snoopy zu meinem 17. Geburtstag. Verliebt haben wir uns sechs Monate vor diesem Tag, am 5. Oktober 1981. Jetzt sind wir 30 Jahre weiter, mit drei Söhnen, unserem Haus und anderen Dingen. Er hat sich in eine andere Frau verliebt und wählte am Ende sie ... Er hat mein Herz gebrochen. Sagte mir, dass er mich 30 Jahre lang nicht wirklich liebte. Ich verstehe das einfach nicht."

Wunderbar die "Umschnallbrüste" und sämtliche BHs, die von der Spenderin mal benutzt wurden. Zu sehen auch unbenutzte russische Kondome - die Liebe war zu Ende, bevor sie zum Einsatz kamen. Was noch? Fotoalben, Stoffteddys, Schmuckstücke, Brautkleider - außerdem die Asche eines verbrannten Brautkleides.

Das Museum ist hoch angesehen: 2011 erhielt es einen Sonderpreis der European Museum Awards, den "Kenneth Hudson Award" für innovative, außergewöhnlich kühne und unter Umständen auch umstrittene Museen.

Seit Mai 2016 hat das Zagreber Haus eine Filiale in Los Angeles, im Herzen von Hollywood am Hollywood Boulevard. Etwa 70 Stücke aus Zagreb haben ihren Weg in die Film-Traumstadt gefunden, weitere 30 Exponate haben Bürger von Los Angeles gespendet. Ob Filmstars darunter sind, weiß man nicht.

Wie begehrt die Museumsstücke aus Zagreb auch anderswo sind, zeigen ständig wandernde Ausstellungen in der ganzen Welt. Die zweimonatige Schau in Kopenhagen, die Ende Januar zu Ende ging, verzeichnete schon in den ersten vier Tagen mehr als 8000 Besucher.

 

Bis zum 14. Februar kann man Ausstellungsstücke des "Museums für zerbrochene Beziehungen" auch in Heidelberg erleben, in der ehemaligen Zigarettenfabrik, dem Interkulturellen Zentrum. Am Valentinstag gibt es einen Liederabend mit Jutta Glaser und Jörg Teichert. Die Ausstellung ist dann bis 22.30 Uhr geöffnet. Danach wandern die Zeugnisse der vergangenen Liebe weiter nach Istanbul.