Der
Die Macht des Lernens

Andrea Hiratas märchenhafter Bildungsroman "Der Träumer"

13.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:41 Uhr

Der Roman „Die Regenbogentruppe“ des indonesischen Schriftstellers Andrea Hirata wurde ein großer Erfolg, und der Autor zu einem der meistgelesenen Schriftsteller seiner Heimat – nun schildert der Nachfolgeband „Der Träumer“, was aus den Kindern der Regenbogentruppe geworden ist.

Hauptfigur des neuen Romans ist Ikal von der indonesischen Insel Belitung, der aus ärmsten Verhältnissen stammt: Sein Vater ist Arbeiter in einer Zinn-Mine. Doch Ikal ist voller Bildungshunger. Gemeinsam mit seinen Freunden Arai und Jimbron besucht er mithilfe engagierter Lehrer auch ohne Schulgeld die Oberschule, um später über Jakarta nach Paris zu emigrieren.

Es ist die Macht des Lernens und des Wissens, die Andrea Hirata in diesem Roman beschreibt, der deutlich autobiografische Züge trägt. Der Autor selbst stammt von der östlich von Sumatra gelegenen Insel Belitung, und auch er ist ein Beispiel für diese Gier nach Wissen. Auch er schaffte es von einer malaiischen Armenschule auf die Pariser Sorbonne und an die Sheffield Hallam University.

„Die Regenbogentruppe“ wurde in 25 Sprachen übersetzt und ist der international meistverkaufte indonesische Roman unserer Zeit – auch „Der Träumer“ taugt zum echten Publikumserfolg. Denn auch dieses Buch hat eine einfache Botschaft: Wer es wagt, zu träumen, dem stehen alle Wege offen. In seiner Heimat gelten die Bücher Hiratas als Beschleuniger einer wahren Motivationswelle für Recht auf Bildung.

Das verfolgt er konsequent auf literarische Art und Weise: Von der Heimat geht sein Held Ikal mit dem Viehtransporter nach Jakarta, dann als Student nach Paris. Geschrieben ist das in jenem optimistischen Ton, der hierzulande überrascht, denn so eine Literatur ist selten: Hier wird ein modernes Märchen erzählt, voller Zukunftsoptimismus, in lockerem Duktus, mit feinen Metaphern, Rückblenden und Bildern. Ein spannendes Märchen ist es, das man in einem Rutsch lesen mag, das eine alte Geschichte noch einmal formuliert: Nur Bildung hilft, Armut zu überwinden.

Wie sehr dieser Bildungsroman einen Nachfolger verdient, zeigt die letzte Szene. Ikal trifft eine junge Frau wieder, die er schon seit der Grundschule liebt. Man kann davon ausgehen, dass der dritte Band bald erscheinen wird.

Andrea Hirata: Der Träumer. Hanser-Verlag, 224 Seiten, 18,90 Euro.