Der
Allgegenwärtiger Krieg

Zwei Graphic Novels erinnern an die dunkle Kolonialgeschichte der Niederlande

13.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:41 Uhr

In Sepiafarben: Peter van Dongen erzählt vom Unabhängigkeitskampf Indonesiens - Foto: Avant-Verlag

Der 1966 geborene Peter van Dongen trat 1990 mit einem ersten Comic an die Öffentlichkeit und hatte gleich Erfolg: Sein Band „Mäusetheater“ wurde zum besten niederländischen Comic des Jahres gewählt. Doch sein bisher größtes Projekt war die zweibändige Graphic Novel „Rampokan“, an der van Dongen mehrere Jahre gearbeitet hat.

In beiden Bänden erzählt er die Geschichte des Unabhängigkeitskampfes Indonesiens als atemberaubendes, sepiagetöntes Comic-Opus. Sein Interesse für Indonesien ist auch biografischer Natur. Van Dongen hat eine chinesisch-indonesische Mutter, deren Erinnerungen an das Bombardement der Hafenstadt Makassar im Zweiten Weltkrieg ihn nicht mehr losließen.

In „Rampokan: Java“ erzählt er die dunkle Kolonialgeschichte in Niederländisch-Ostindien, über den indonesischen Unabhängigkeitskrieg zwischen 1945 und 1949 bis zum Entstehen der unabhängigen Republik Indonesien. Für eine Graphic Novel ein eher seltenes Thema, das aus der Perspektive des Kolonialsoldaten Johan Knevel geschildert wird. Dieser kehrt in seine indonesische Heimat zurück und gerät zwischen die Fronten niederländischer Kolonialtruppen und indonesischer Nationalisten. Ein ganzes Arsenal von Figuren bietet van Dongen in seinem ehrgeizigen Werk auf, das von der Kritik begeistert aufgenommen wurde. Der zweite Band „Rampokan: Celebes“ setzt ein, als Knevel, der aus der Kolonialarmee desertiert ist und sich der Befreiungsbewegung anschließt, auf die Insel Celebes gelangt. Das ist Abenteuergeschichte und Liebesroman, ist die Suche nach Identität und deutliche Geschichte des niederländischen Kolonialismus. Im Titel bezieht sich der Autor auf ein altes indonesisches Ritual, bei dem ausgehungerte Raubtiere mit geweihten Lanzen getötet werden müssen. Entkommt eines der Tiere beim „Rampokan“, droht dem Land Unheil. Ein Unheil, das in der Kolonialgeschichte allgegenwärtig ist.

Stilistisch ist es der belgische Großmeister Hergé und dessen „Ligne Claire“-Stil, der Peter van Dongen beeinflusst: die genaue Kontur, die einfarbige, flächige Kolorierung, der Verzicht auf Schraffuren. Das verbindet van Dongen mit akribischer historischer Recherche. Beide Bände erzählen auf ungewöhnliche Weise vom Schrecken eines Krieges, der bis heute weiterwirkt – in Indonesien und den Niederlanden.

Peter van Dongen: Rampokan: Java und Celebes. Avant-Verlag, je 72 Seiten, 17, 95 Euro.