Dass
Eine Wende?

Eine Analyse der Franziskus-Reformen

27.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:43 Uhr

Dass Papst Franziskus unkonventionell agiert, seine ganz eigene Linie fährt und dabei auch mitunter die Kardinäle an der Kurie ratlos zurücklässt, ist nach gut zwei Jahren, die der Argentinier im Amt ist, wohl allgemein bekannt. Aber wie agiert Jose Mario Bergoglio in der Kirche wirklich? Welche Denkweise legt er politisch an den Tag? Und wie ist er – nach „Professor Papst“ – theologisch einzuschätzen? Fernsehjournalist Jürgen Erbacher hat eine fundierte Analyse des Pontifex vorgelegt.

Für eine umfassende Aufarbeitung der Arbeit des Papstes ist es beileibe noch zu früh. Trotzdem lässt sich erkennen, in welche Richtung die Kirche geht.

Erbacher spricht in seinem Buch vom „Projekt Franziskus“, der „franziskanischen Wende“. Auch wenn der Papst immer wieder deutlich darauf hinweist, dass er von der Lehrmeinung der Kirche nicht abweicht – erst zum Abschluss der Bischofssynode im Oktober 2014 hat er deutlich gemacht, dass ihm die oberste Lehrautorität der Kirche zukommt: Mit Franziskus dürfte sich die katholische Kirche wandeln, wie Erbacher in 13 Kapiteln des Buches zeigt.

Dabei arbeitet der 44-jährige Politikwissenschaftler und Theologe Erbacher nicht ein Konzept ab, und hakt eine Frage nach der anderen ab. Er ordnet die Denk- und Arbeitsweise ein in die jüngere Kirchengeschichte, verknüpft sie mit dem Wirken Bergoglios als Bischof und Kardinal. Erbacher wäre kein Journalist – er ist Redakteur beim ZDF und arbeitete zuvor bei Radio Vatikan –, wenn er in einer solch umfassenden Arbeit nicht Thesen aufstellen würde. Allerdings versucht er sie nicht zu eng zu beantworten. Denn eines, das räumt er am Ende des Buches ein, ist gewiss: Ob Franziskus alles schafft, wie er es sich vorstellt, wird erst die Geschichte zeigen.

Jürgen Erbacher: Ein radikaler Papst – Die franziskanische Wende. Pattloch. 287 Seiten, 17,99 Euro.