Das "Sumsum" der Liebe

29.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:54 Uhr

Deutsch-russisches Spiegel-Theater: Serrhii Mardar und Gitte Reppin in "Sumsum". - Foto: Quast

Erlangen (DK) Die grenzenlose Liebe über Grenzen hinweg stößt recht schnell an ihre Grenzen, wenn der Sprache der Liebe die Worte fehlen. Ein Mann aus Russland und eine Frau aus Deutschland lernen sich via Internet kennen – und fliegen nicht nur aufeinander, sondern per Flugzeug auch zueinander. Aber die Verständigung ist nur über dritte Personen möglich, was die Beziehung bald unmöglich macht. Das ist die banale Geschichte von "Sumsum", einem Stück der 1981 geborenen Schweizer Autorin Laura de Weck.

Das Theater Erlangen hat daraus – gefördert von der Bundeskulturstiftung – ein einmaliges Theaterexperiment gemacht, das jetzt auf auf der Studiobühne, dem "Theater in der Garage", seine Uraufführung erlebte, um danach im "Theater der Generationen" in Sankt Petersburg gespielt zu werden. Gespiegeltes Theater; denn mit dieser russischen Bühne tauschte das Erlanger Theater sich gleichsam aus, schickte drei Schauspieler nach Petersburg, die dort das Stück in der Regie des russischen Regisseurs Valentin Levitskiy mit drei russischen Kollegen probten, während zeitgleich Eberhard Köhler "Sumsum", jetzt mit drei russischen Schauspieler-Gästen, in Erlangen inszenierte. Erst zur Erlanger deutsch-russischen Uraufführung wurden jetzt die beiden Inszenierungen "fusioniert" und zu einem ebenso gewagten wie hinreißend experimentellen Theaterabend zusammengefügt.

Denn auf der durch zwei Sandstrände zweigeteilten Bühne (Bühnenbild: Daniela Korogodsky) entwickelt sich ein sprachverwirrendes "Spiegel-Theater" mit komisch verschränkten Parallel-Aktionen, in denen die Schauspieler gleichsam "live" aneinander vorbeireden – und schon beim Zähneputzen am Morgen der Sprache der Liebe die Worte ausgehen, weil mit dem "Sumsum" der Bienensprache der Bühnensprache auch nicht auf die Beine zu helfen ist.

Ein verzauberndes Theater, bei dem vor allem die beiden Darstellerinnen der Selina alias Alina (Gitte Reppin und ihr gleichsam russisches Double Anastasia Toshcheva) mit ihrem Spiel begeistern. Ihre Pendants der Liebhaber (Patrick Serena und Vladimir Postnikov) beherrschen zwar das Liebesspiel, stehen als Männer aber dem feinen "Spiel der Liebe" eher hilflos gegenüber. Ein herrlich skurriles, wehmütig endendes "Theater ohne Grenzen", das sich viel Beifall einheimste, der ihm auch in Petersburg sicher sein kann.