Dann eben den "Aaber Award"

13.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:56 Uhr

Platz zwei: Camill von Egloffsteins Plastik "Eine sterbende Welt". - Foto: Aber Award

München (DK) Die Schlange der Wartenden reichte weit über den roten Teppich hinaus – aber es waren keine Cineasten, die am Samstag vor dem Filmcasino am Odeonsplatz ausharrten, sondern Szenegänger der bildenden Kunst.

Angefangen hatte alles vor etwa zwei Monaten, als die Maximilian Heitsch (22) und Felix Stühler (25), Studienkollegen an der privaten Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation (MHMK) und WG-Genossen, Stagnation idiagnostizierten. Die vielen bildenden Künstler in München kommen bei horrenden Ateliermieten und fehlenden Ausstellungsflächen kaum mehr dazu, ihre Arbeiten angemessen zu präsentieren. Heitsch, Galeristen-Sprössling aus dem Gärtnerplatzviertel, buchte flugs eine schicke Homepage und gründete "Aaber". In einer Guerilla-Aktion wurden dann am 4. April mitten in der Nacht Bereiche der Münchner Innenstadt abgesperrt und für die Kunst besetzt – eine Aktion, die von den morgendlichen Reinigungstrupps der Stadt beendet wurde.
 

Doch die "Aaber"-Macher hatten längst das Kino in den Arkaden des Münchner Hofgartens angemietet. Für diesen prominenten und zentralen Ort kündigte man mit Sponsoring-Hilfe den "Aaber Award" an. Junge bildende Künstler aller Bereiche konnten sich über die Homepage dafür bewerben; binnen drei Wochen gingen mehr als 50 Bewerbungen ein. 26 wurden ausgewählt – vereint sind sie eigentlich nur durch die Affinität zu Facebook & Co.

Ihre künstlerischen Ausdrucksmittel unterscheiden sich stark, die – überwiegend unter 25 Jahre alten – Künstler arbeiten als Maler, Plastiker, Illustratoren, Fotografen und Videokünstler. Aber alle ließen sich begeistern für die Nacht der Nächte – und via Mund-zu-Mund-Propaganda sorgten nicht zuletzt die Aussteller selbst für den unerwartet großen Andrang bei der Vernissage, die unter Barbetrieb und Musikuntermalung dem ungezwungenen Geist des "Laissez-faire" huldigte.

Die Macher hatten entschieden, den mit 1000 dotierten Preis demokratisch mittels Zuschauerwahl zu vergeben – rote Punkte waren bei Gefallen zu vergeben. Etwa 1000 Besucher schoben sich also durch die überfüllten Räume, wo es tatsächlich sehr Vielfältiges und Spannendes zu entdecken gab: Von der verspielten und detailverliebten Malerei Tanja Hirschfelds über eine dadaistisch anmutende Kiosk-Installation von Lukas Kappmeier bis zu den politisch motivierten Fotos von Gunter Bieringer, einem der Senioren unter den Ausstellern.

Das Publikum konnte sich aber am stärksten für die Verspieltesten der Künstler begeistern. Die meisten Klebepunkte sammelte Lina Augustin mit ihren Texten und Illustrationen zum Thema "Betonfieber", für die etwa ein Zehntel der Zuschauer votierte, 500 € Preisgeld gab es für Camill von Egloffsteins detailverliebte Plastik "Eine sterbende Welt".

Die Ausstellung ist inzwischen wieder abgebaut, es sollen aber bald auf der Homepage der Gruppe und via Facebook weitere Aktionen bekanntgegeben werden.