"Eingebrannt in unsere Festplatten"

Florian Simbeck im Interview

04.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:54 Uhr
Erkan und Stefan stehen wieder auf der Bühne: Am 2. Oktober treten sie in Ingolstadt auf. Florian Simbeck alias Stefan (rechts) lebt mit seiner Familie im Kreis Pfaffenhofen. −Foto: Gregor Wiebe

Erkan und Stefan gehen 2019 wieder auf Tour - mit Muttis Handtuch, sagt Florian Simbeck

Herr Simbeck, 2007 war Schluss mit brontaler Comedy: Erkan und Stefan verschwanden von der Bildfläche. Wie kam es zu dem überraschenden Comeback?
Florian Simbeck: Wir hatten einfach wieder richtig Lust, auf Tour zu gehen. Wir haben so rumgeblödelt und uns gedacht: Mensch, irgendwie war's schon geil. So haben wir entschieden, es einfach nochmal zu versuchen.

Was ist aus Erkan und Stefan denn inzwischen geworden? Auch für die beiden ist die Zeit ja nicht stehengeblieben?
Simbeck: Die Zielgruppe unserer Tour sind die Fans, die uns früher auch immer gern gehabt haben und die mit uns älter geworden sind. Erkan und Stefan sind eben auch älter geworden - aber nicht im Kopf. Wir haben immer noch Spaß an dem gleichen Schmarrn. Wir halten uns einfach für die Lustigsten und Krassesten, und unsere Ideen sind die besten. Wir versuchen auch gar nicht, uns einer bestimmten political correctness unterzuordnen, denn sonst ist es am Ende nur noch weichgespültes Wischi-Waschi-Zeug. Das braucht kein Mensch.

Ich wollte eigentlich wissen, was aus Stefan Lust geworden ist. Vielleicht ein Hartz-IV-Empfänger?
Simbeck: (lacht) Nee, auf so etwas gehen wir gar nicht ein. Erkan und Stefan würden nie erklären, wovon sie leben. Das sind einfach zwei Jungs, die stabil im Leben stehen und Spaß haben.

Die Zeiten haben sich gewaltig geändert, die AfD ist im Bundestag und im bayerischen Landtag. Die Mitte der Gesellschaft löst sich mehr und mehr auf. Angesichts der Wirklichkeit bleibt einem so mancher Witz im Halse stecken. Was ist lustig?
Simbeck: Man muss schon aufpassen, dass man mit dem Humor nicht in die letzte, kleinste Ecke gedrängt wird und sich nach allen Richtungen rechtfertigen muss. Ich denke schon, dass ein Humorist Rückgrat beweisen muss. Aber man muss natürlich differenzieren zwischen Witzen, die auf Kosten von Schwächeren gehen oder ob man sich mit Schwächeren auseinandersetzt und mit ihnen lacht. Alle nur mit Samthandschuhen anfassen - das wird den Menschen ja auch nicht gerecht.

Sie sitzen im Kreistag Pfaffenhofen, sind Ehemann und Vater. Fällt es Ihnen schwerer als damals, in die Rolle des Stefan zu schlüpfen?
Simbeck: Die Figuren sind so eingebrannt in unsere Festplatten im Gehirn - das ist wie einen Schalter umlegen. Es fällt mir also gar nicht schwer, in die Rolle des Stefan zu schlüpfen, eben weil ich auch selber Kinder habe und sehe, welche Themen die Jugend immer noch beschäftigen - ob es nun Gaming ist oder Klamotten. Das sind die Themen, an denen ich dranbleibe. Außerdem bin ich als Comedian jedes Jahr locker 100 Tage im Jahr auf der Bühne gestanden - habe also null Abstand verloren zum Comedy-Business.

Treten Sie wieder mit Handtuch auf - so wie früher?
Simbeck: Bei Erkan und Stefan auf jeden Fall. Das ist ja ein Erkennungszeichen und nicht wegzudenken. Das ist ein weißes Frottee-Handtuch, das mir meine Mutter aus einem normalen Handtuch, das sie halbiert hat, gemacht hat. Meine Mutter ist also die Handtuch-Näherin (lacht). Das wird jetzt wahrscheinlich die Headline.

Mal schauen. Verraten Sie uns bitte kurz, worum es in ihrem neuen Programm geht?
Simbeck: Wir wollen eine Art Revival für die Fans von damals machen und spielen größtenteils die Evergreens von früher. Es wird aber auch ein paar neue Sketche geben, die die heutige Zeit reflektieren. Man darf ja nicht vergessen: Wir leben in einer Zeit, wo der mächtigste Mensch der Welt zugleich eigentlich der größte Clown von allen ist. Da ist es schon schwer, mit Comedy noch absurder zu werden.

Das Interview führte

Suzanne Schattenhofer