Blauer Dunst mit Schlange

11.03.2011 | Stand 03.12.2020, 3:04 Uhr

Werbung mit Ägypten: Exotik und vor allem das Land der Pharaonen faszinierten die Menschen so sehr, dass sogar Liebigs Fleischextrakt damit beworben wurde. - Foto: Museum fÄgyptischer Kunst

München (DK) Für die Zigarren mit ägyptischem Tabak wirbt keine Geringere als die schöne Kleopatra, welche die todbringende Schlange in der Hand hält. "Rauchen kann tödlich sein" – diese Aufschrift war vor hundert Jahren noch unbekannt, aber so könnte man die Illustration verstehen, die damals Zigarrenschachteln zierte.

Auch Sphinx und Nofretete, Obelisken und Pyramiden schmückten Zigarettenpäckchen und Aschenbecher, denn die ägyptische Mode hatte Europa erfasst. Parallel zur Orientalismus-Ausstellung der Hypo-Kunsthalle zeigt deshalb das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst in München eine kleine, aber feine Ausstellung unter dem Titel "Ägyptomanie en miniature". Die Liebe zu Ägypten zeigte sich eben auch in den kleinen Objekten des Alltags. Nicht nur die Raucherutensilien, sondern auch Tee- und Kaffeedosen wurden ägyptisiert, und weil Leibnitz-Kekse sich dauerhaft halten, wurde für sie mit der Hieroglyphe "Djet", dem Zeichen für die Ewigkeit, geworben – auch hier streckt eine Schlange ihren Kopf empor. Warum auch Singer-Nähmaschinen, Liebig-Fleischextrakte und Aktienpapiere mit ägyptischen Szenen verziert wurden, liegt wohl an der Liebe zur Exotik in jener Zeit.

"Zurück nach Ägypten" hieß das Motto in der Kunst, seit Napoleon 1801 seinen Ägyptenfeldzug mit einer Niederlage beendet hatte. Gerade dies wurde zum Anlass für einen beispiellosen Siegeszug ägyptischer Dekoration auf Schmuck und Handtaschen, Figurinen und Lampen – besonders auch im Jugendstil und Art Déco. Begründet hatten diese Mode allerdings die Römer: Im 2. Jahrhundert nach Christus wurde die Villa Hadriana in Tivoli mit Statuen im Stil der ägyptischen Kunst ausgestattet. Der deutsche Archäologe Johann Joachim Winckelmann erkannte zwar im 18. Jahrhundert die Plagiate, was aber Napoleon nicht hinderte, die Skulpturen 1797 nach Paris zu verschleppen, wo sie von Kronprinz Ludwig für die Münchner Glyptothek erworben wurden. Diese Exponate sind immerhin gut erforscht und beschriftet – für das ausgestellte Kunsthandwerk gilt das leider nicht. Zu sehen sind die Objekte noch bis 1. Mai im Museum für Ägyptische Kunst, Nordseite der Residenz am Hofgarten. Öffnungszeiten: Di 9–21 Uhr, Mi–Fr 9–17 Uhr; Sa, So 10–17 Uhr, vom 14. bis 18.3. geschlossen.