Berlin
Im Spannungsfeld zwischen Gesetz und Moral

Mit prominenter Besetzung startet heute die neue Staffel "Schuld" nach Geschichten von Ferdinand von Schirach Immer freitags im ZDF

14.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:30 Uhr

Moritz Bleibtreu spielt den Strafverteidiger Friedrich Kronberg, der mit besonderen Kriminalfällen befasst ist. - Foto: Terjung/ZDF

Berlin (DK) Herr Holbrecht hat das perfekte Kleinbürgeridyll, ist beruflich zufrieden und glücklich verheiratet mit einer Grundschullehrerin. Plötzlich wird er verhaftet, wegen Kindesmissbrauchs angeklagt und verurteilt. Als er entlassen wird, steht er vor den Trümmern seiner Existenz: kein Job mehr, die Frau weg, sozial im Abseits.

Als er zufällig der jungen Frau begegnet, die ihn vor Jahren als Kind beschuldigt hat, ist er zunächst fest entschlossen, sie zu töten. Er folgt ihr ins Kino, setzt sich hinter sie und zückt ein Messer. Doch er bringt es nicht fertig. Stattdessen sucht er Hilfe bei Anwalt Friedrich Kronberg. Der stellt eigene Nachforschungen an - und erfährt Erstaunliches.

So beginnt der erste Film der zweiten Staffel von "Schuld", die wieder auf den Kurzgeschichten von Ferdinand von Schirach basiert. Der ist ja nicht nur ein bekannter Strafverteidiger, sondern auch ein erfolgreicher Schriftsteller. Seine Bücher sind seit Jahren Bestseller, sein Theaterstück "Terror" wird viel gespielt und diskutiert (auch in Ingolstadt) und die Verfilmungen von "Verbrechen" und "Schuld" lockten Millionen Zuschauer vor die Bildschirme. Jetzt setzt das ZDF "Schuld" fort, die zweite Staffel umfasst vier Filme. Immer freitags werden die Folgen ausgestrahlt. Nach der Auftaktepisode "Kinder" geht es weiter mit "Anatomie" (22. September), einem extrem düsteren Fall um einen tödlichen Verkehrsunfall und dem grausigen Fund in einem Kofferraum, der aus einem Opfer einen potenziellen Täter macht. "Das Cello" (29. September) erörtert, ob das, was aus Liebe getan wird, wirklich immer jenseits von Gut und Böse geschieht. Und "Familie" (6. Oktober) erzählt von zwei Halbbrüdern, von denen einer glaubt, dass man zum Verbrecher geboren sein kann.

Wie schon in der ersten Staffel sind die einzelnen Folgen hochkarätig besetzt. Es spielen Jürgen Vogel, Josefine Preuß, Lars Eidinger, Ruby O. Fee, Louis Hofmann, Martin Brambach, Tom Wlaschiha und Iris Berben, deren Sohn Oliver Berben die Reihe produziert hat. Der sagt: "Vier neue, bildgewaltige Stücke sind entstanden, die die vorigen Stücke ergänzen - und doch neu und anders sind. So spielen auch nicht mehr alle Geschichten ausschließlich in Berlin, sondern auch in der Uckermark, die man so noch selten gesehen haben dürfte, sowie in Portugal und Brasilien."

Wieder schlüpft Moritz Bleibtreu in die Rolle des Anwalts Friedrich Kronberg. Er steht im Zentrum der Geschichten, die sich nicht nur mit juristischen, sondern vor allem auch mit moralischen Fragen beschäftigen. Dass der Urteilsspruch vor Gericht und die moralische Bewertung der Tat nicht immer im Einklang stehen, das zeigen diese Fälle. Kann man, wenn durch eine Tat Schlimmeres verhindert wird, Schuld aufwiegen? Wie ist Schuld zu bewerten, wenn man das Falsche aus den richtigen Gründen tut? Ab wann ist Rache moralisch nachvollziehbar? Diese Frage thematisiert die erste Folge "Kinder". Regisseur Hannu Salonen hat sie hoch verdichtet inszeniert und verknüpft geschickt die Zeitebenen miteinander. So erfährt man die Geschichte eines zerstörten Lebens in Rückblenden. Marcus Mittermeier spielt die Figur des Herrn Holbrecht sehr sensibel und fokussiert, macht die ganze Tragik dieses Mannes spürbar.

Schuld, 2. Staffel, vier Folgen im ZDF, immer freitags, 21.15 Uhr.