Berlin
Horror der Provinz

Das ARD-Psychodrama "Teufelsmoor"

16.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr

Last der Vergangenheit: Szene mit Silke Bodenbender (links) und Helena Pieske. - Foto: Feist/NDR

Berlin (DK) Was für ein imposanter Ort des Geschehens: Ein altes, teilweise marodes Haus bildet die Kulisse zum Psychothriller "Teufelsmoor" und wird im Zusammenspiel von Licht, Kamera und Ausstattung eindrucksvoll in Szene gesetzt.

Das Anwesen ist verflucht, die Dörfler nennen es nur "Mörderhus". Hierher kehrt Übersetzerin Inga Hauck zurück, um ihren Vater zu beerdigen. Und hier muss sie ein folgenschweres Kindheitstrauma bewältigen.

Ihr Mann ist beruflich stark eingespannt. So reist Inga gemeinsam mit ihrem sechsjährigen Sohn Max in das kleine Heimatdorf. Dort begegnet man ihr mit Argwohn und Ablehnung. Hilfe findet sie nur bei Anna Kertesz, die Ingas Eltern vor 30 Jahren zu sich genommen haben, nachdem Annas erwachsener Bruder Zoltan eines Tages unter rätselhaften Umständen verschwand. Seit diesem Tag wird auch Ingas Bruder Magnus, damals sechs Jahre alt wie Max, vermisst.

Im Dorf hieß es damals, Zotan hätte den Jungen verschleppt. Doch Anna glaubt an die Unschuld ihres Bruders. Kaum angekommen wird Inga von der Vergangenheit eingeholt, vieles im Haus erinnert sie an damals. Und als Anna mit ihr zu einem alten Bauwagen am Rand des Moores geht, beginnt sie sich langsam wieder zu erinnern. Was ist damals geschehen?

Der Film ist mehr Psychodrama denn Psychothriller. Klar bietet das Moor ein wenig Grusel, auch ein paar Schockeffekte gibt es. Aber der Thrill hält sich in Grenzen. Zwei starke Frauenfiguren bilden das Herzstück des Films. Inga und Anna verbindet etwas Dramatisches. Die eine hat die Wahrheit drei Jahrzehnte lang verdrängt, die andere ist getrieben davon, endlich die Wahrheit zu erfahren. Die eine ist weggezogen, um zu vergessen, die andere ist geblieben in dem miefigen Dorf. Die eine ist überfordert und psychisch labil, die andere düster und gespenstisch. Aus dieser Konstellation bezieht der Film seinen besonderen Reiz.

Regie, Buch, Produktion, Redaktion und die Hauptrollen - alles ist in "Teufelsmoor" in Frauenhand. Inszeniert hat den Film die Grimme-Preis gekrönte Regisseurin Brigitte Maria Bertele ("Grenzgang"), das Buch stammt von Corinna Vogelsang. Und Silke Bodenbender und Bibiana Beglau spielen die beiden Frauen, emotionsstark und facettenreich die eine, geheimnisvoll die andere. Beides ist sehr überzeugend.

Und dann ist da ja noch das Moor, das im Lauf des Films immer wichtiger wird. Für Regisseurin Bertele steht es "neben dem Genreaspekt in erster Linie als Metapher für Ingas Amnesie. An die Stelle einer lebendigen Erinnerung an die traumatische Situation ihrer Kindheit ist buchstäblich ein schwarzes Loch getreten, der Moorschlamm hat sich wie ein schwarzer Mantel des Vergessens über das Unfassbare gelegt".

ARD, Mittwoch, 20.15 Uhr.