Berching
Sehnsuchtsorte und Wunschplätze

27.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:59 Uhr

Kunst auf Zeit: Die federleichte Zettelwirtschaft weht im mittelalterlichen Ziegelturm in Berching. Der Aufruf zur Empörung des Quellekollektivs aus Nürnberg hängt in der Hubstraße 20. Unterschreiben kann jeder. Am Wochenende sind die Ausstellungen nochmals geöffnet. - Fotos: Fehr

Berching (DK) Zwei Häuser im Stadtgebiet und ein Turm der malerischen Stadtmauer. Voll mit Kunst. Von der Garage bis zum oberen Stockwerk. Manches ist eigens dafür geschaffen, auf jeden Fall aber nur temporär zu sehen.

Der Stadtentwicklungsverein von Berching, der sich für diverse Nutzungsformen leer stehender Gebäude in der mittelalterlichen Stadt im Kreis Neumarkt starkmacht, hat 20 Künstlern aus Nürnberg und Regensburg die Gebäude vermittelt. Und diese haben (fast) alles unter dem Motto „Relocating Arcadia“ bestückt. Mit Malerei, Objekten, Installationen, Fotografie und Videos. Da treffen Geschichten auf Historie, stößt Vergangenes auf Zeitgenössisches. Es geht um idyllische Plätze und Wunschvorstellungen, um Kontraste und um Sehnsuchtsorte. Die ganz eigenen und um die Ecke gedacht die einer Gesellschaft. Pirko Julia Schröder etwa schichtet Geschichte. Fotografien aus dem leer geräumten Haus ihrer Großmutter hat sie einst auf Tapeten geklebt und diese nun wieder auf die nostalgischen Muster an den Wänden in der Hubstraße angebracht. Schnappschüsse laden zur Zeitreise ein. Holger Becker verführt zur Innensicht und zum Perspektivwechsel. Seine große Collage, an die Wand geklebt, zeigt verschiedene Momente des Innehaltens. Eine reale Bank lädt dazu ein. Caspar Hüter füllt seinen Raum mit Gebilden aus Plastiklamellen, hoch komisch und geistreich ist die Parallelwelt, die Adam Ciel entwickelt. Ein Wissenschaftler, der mit Galaktoren die Welt retten will, wenn die irdischen Probleme, wie Ungerechtigkeiten oder der Umgang mit der Kleiderfirma Primark, nicht gelöst werden können.

Auch kein gutes Ende nahm das Quellekollektiv, eine Gruppe Kulturschaffender, die sich für den Erhalt des ehemaligen Quelle-Geländes in Nürnberg engagiert haben und bis zur Versteigerung dort gearbeitet hatten. Der Mitinitiator der Berchinger Aktion, Roman Jörg Mayer, war dort auch vertreten. Nun hängt an einer Wand ein Aufruf „Empört Euch!“ Denn das Kunstschaffen soll an diversen Orten weitergehen. Als Denkfabrik, als mobiles Kollektiv.

Nicht verpassen sollte man den Besuch des Ziegelturms. Federleichte und Gespinsten gleiche Installationen von Regensburger Künstlerinnen im behäbigen und verwunschenen Ziegelturm: kontrastreiches Arkadien.

Hubstraße 20 und 22 und Ziegelturm in Berching. 31. Juli bis 2. August, 14 bis 20 Uhr.