Ingolstadt
Außergewöhnliche Blicke auf die Welt

Vielversprechender Auftakt des Kurzfilmfestivals 20minmax - Süd-Preis für "Teenage Threesome"

22.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:59 Uhr
  −Foto: Fotos: Khaet, Woelke

Ingolstadt (DK) Der erste Preisträger steht bereits fest: Khaet Arkadij hat für seinen Kurzfilm "Teenage Threesome" (Scheideweg) den mit 500 Euro dotierten Süd-Preis des Internationalen Kurzfilmfestivals 20minmax gewonnen. Gerade mal vier Minuten lang ist der Streifen des in Moldawien geborenen und in Deutschland aufgewachsenen Filmemachers, der von einem Date erzählt, das anders endet als gedacht.

Denn Leon entdeckt plötzlich, dass er nicht auf Maxi steht - sondern auf ihren Stiefbruder. Und diese Erkenntnis wird in witzigen Sequenzen umgesetzt. Knapp sei es gewesen, erklärt Moderatorin Lisa Helbig. Denn die "besten fünf aus dem Süden" (aus Bayern und Baden-Württemberg), die die Jury für den Eröffnungsabend des Festivals im Kleinen Haus des Stadttheaters ausgewählt hatte, konnten auf unterschiedliche Weise punkten. "Next Door" von Philipp Straet-ker beispielsweise erzählt auf pfiffige Weise, wie leicht man nackt auf dem Hausflur landen kann, wie man sich aus dieser unangenehmen Situation zu retten vermag - und wie unbarmherzig sich Geschichte wiederholt. Der Ingolstädter Tobias Schmutzler bedient mit seinem Film "Der Dritte" ein wenig das Horrorgenre: Ein verliebtes Paar zieht zusammen in eine Wohnung, in der sich bald merkwürdige Dinge zutragen. Ein fieser Nachbar? Eine dämonische Präsenz? Der Einsatz von Kameras soll Klarheit bringen. Aber auch nachdem man der Sache auf den Grund gegangen ist, gibt es kein Happy End.

Ernste Töne schlägt hingegen Christoph Lacmanski mit seinem Zehnminüter "The Chapter of Ionela" an, in dem er von der Rettung eines Mädchens aus den Händen des Zuhälters erzählt. Der Film orientiert sich an einem Kapitel aus dem Buch "Zu verkaufen: Mariana, 15 Jahre" der rumänischen Frauenrechtlerin Iana Matei, die unter Einsatz ihres eigenen Lebens mehr als 500 Mädchen und Frauen aus der Zwangsprostitution befreien konnte, berichtet die Darstellerin der Iana, Katherina Mai, später. Ein Thriller mit gesellschaftskritischer Relevanz - inklusive einer aufregenden Autoverfolgungsjagd. Der Animationsfilm "Sheep Tricks" schließlich brachte eine völlig andere Farbe in den Kurzfilmmix des Abends. Sylvia Unglaub führt in knallbunten Bildern den possierlichen Kleinkrieg zwischen einem sammelwütigen Botaniker und einem verfressenen Schaf vor - und findet eine herrliche Schlusspointe in der Rache der umkämpften Pflanze.

Nach der ersten Wettbewerbsrunde und während die Stimmzettel ausgezählt wurden, liefen - als kleiner Vorgeschmack auf die Festivalwoche - vier weitere Kurzfilme: Viel schwarzer Humor steckt beispielsweise in "Lunch Ladies" des Amerikaners JM Logan. Die Franzosen Stéphanie Aubin und Arnaud Baumann präsentieren mit "Jeu de société" einen berückenden Mix aus Tanz und Medienkunst. Über die Schattenseiten des Mutterseins sinniert Rosalie Thomass in Pola Becks keck gesampeltem Kurzfilm "Kleptomami". Und Grace Robyn schickt aus Neuseeland ihren Beitrag "A woman's right to shoes": Ein Beziehungsdrama der anderen Art. Denn Alice hat zwei unterschiedlich große Füße und sucht per Anzeige ihr Pendant - zum gemeinsamen Schuhkauf.

Am Samstag gab es für Fans des Absonderlichen im Kap94 mit der "Weird Movies Night" und "Nightmare" ein Double-Feature des Seltsam-Schaurigen. Und gestern wurde im Museum für Konkrete Kunst erstmals die "Art & Experimental"-Rolle gezeigt, die noch die ganze Woche jeweils am Nachmittag dort zu sehen ist. Ein vielversprechender Festivalauftakt also für cineastischen Liebhaber der kurzen Form. Das Festival endet am nächsten Samstag mit der Preisverleihung - und einer großen Party im Kulturzentrum neun.

Anja Witzke