Augsburg
Schätze im Dämmerlicht

Das Augsburger Diözesanmuseum zeigt eine Ausstellung mit Kunstwerken des frühen Buchdrucks

27.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

Das Diözesanmuseum zeigt in seiner Ausstellung Meisterwerke aus dem frühen Augsburger Buchdruck bis 1500. - Foto: Diözesanmuseum

Augsburg (KNA) Der heilige Brandan war eine Art früher Kolumbus. Der irische Mönch wurde im 6. Jahrhundert zu einer neunjährigen Seefahrt verdonnert, bei der er eine verheißene Insel im Westen finden sollte. Während der Reise wurde einer seiner Mitstreiter fast durch den Teufel von Bord gezogen - die dramatische Szene ist in einem Buch beschrieben und illustriert, das Anton Sorg um 1476 in Augsburg druckte.

Das Buch ist eines von 68 Werken, die derzeit in der Ausstellung "Augsburg Macht Druck" im Diözesanmuseum der Fuggerstadt zu sehen sind. Die Schau wirft mit typografischen, buchkünstlerischen Meisterwerken ein Schlaglicht auf die frühe Zeit des Buchdrucks bis zum Jahr 1500.

Augsburg war eine europäische Hochburg dieser Frühphase. Kostbare Werke des Buchdrucks in der Stadt der Fugger und Welser gehören zwar zu den Schätzen von Bibliotheken und werden als Glanzpunkte in großen Museen gezeigt, doch sie wurden noch nie zusammen in Augsburg selbst gezeigt. Höchste Zeit also für die aktuelle Schau, die das Diözesanmuseum mit der örtlichen Staats- und Stadtbibliothek sowie der Universitätsbibliothek ausrichtet.

Die Welt im 15. Jahrhundert befand sich im Umbruch, politische und religiöse Veränderungen standen vor der Tür. Die Nachfrage nach Büchern schnellte in die Höhe. So kam die Erfindung Johannes Gutenbergs in Mainz, der Buchdruck, genau zur richtigen Zeit.

Als erster Drucker war Günther Zainer 1467 aus Straßburg nach Augsburg gekommen. In seiner Werkstatt erschienen nicht nur lateinische, sondern auch Texte in der Volkssprache. Augsburg wurde in der Folgezeit zu einer Domäne deutschsprachiger Bücher. Ihr Anteil lag 1500 bei 60 Prozent.

Die Geistlichkeit zeigte sich aufgeschlossen für die technischen Entwicklungen.

Die Klöster mit ihren Handschriften waren Horte des Wissens. Bibeln und Messbücher, aber auch Ablasszettel konnten durch den Druck in großer Stückzahl hergestellt werden.

Der Augsburger Buchdruck bestach indes durch Vielfalt - hergestellt wurden neben kirchlichen, naturwissenschaftlichen, juristischen und historischen Werken auch Unterhaltungsliteratur und Erbauungsbücher. Natürlich aber war die Bibel das mit Abstand meistgedruckte Buch.

Besondere Bedeutung hatte im damaligen Augsburg der Buchschmuck. Oft wurden die Werke durch Miniaturen verziert, von Hand illustriert oder mit beigedruckten Holzschnitten versehen, so wie in Anton Sorgs Werk über Brandan.

Die mehr als ein halbes Jahrtausend alten Werke können im Diözesanmuseum aus konservatorischen Gründen nur unter gedämmtem Licht gezeigt werden. Dies sorgt aber nicht für ein Nachlassen der Konzentration beim Besucher, sondern eher für mehr Aufmerksamkeit.

Diözesanmuseum Augsburg, Dienstag bis Samstag 10 bis 17 Uhr, Sonn- und Feiertage 12 bis 18 Uhr.