Augsburg
Ich oder wir

Das Augsburger Brechtfestival kreist um das Thema Egoismus

22.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

Foto: DK

Augsburg (DK) "Egoismus versus Solidarität" lautet das Motto des Brechtfestivals, das heute in Augsburg beginnt - zum zweiten Mal unter der Leitung von Patrick Wengenroth. Zehn Tage lang - bis zum 4. März - treffen Hochkultur auf Popkultur, Unterhaltung auf Diskurs, Brechts Werk auf die Gegenwart und die Gegenwart auf Brecht.

Ein Zitat aus Brechts "Fatzer"-Fragment hat Festivalleiter Wengenroth ins Zentrum gestellt: "Ich glaub nicht, was ich denk." Es soll den Blick auf die Frage lenken, wie man angesichts schwindender Gewissheiten und alltäglich gewordener Widersprüche zwischen Glauben und Denken, Wissen und Handeln eigentlich leben will. Mit dem Stück "Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer" unter der Regie von Christian von Treskow startet das Theater Augsburg nach dem offiziellen Festakt im Martini-Park deshalb ins Festival.Das "theter ensemble" präsentiert eine zweite Fatzer-Interpretation: "Fatzernation" am 28. Februar. Dieses Jahr steuert das Theater Bremen unter der Regie von Alize Zandwijk "Der gute Mensch von Sezuan" bei, eine Produktion, die Patrick Wengenroth als "sinnlich und klug" beschreibt.

Das Theater Bremen hätte schon letztes Jahr bei dem Festival dabei sein sollen, doch aufgrund der Schließung des Großen Hauses stand keine Spielstätte mehr zur Verfügung. Außerdem holt Wengenroth das Berliner Maxim- Gorki-Theater mit zwei Inszenierungen nach Augsburg: "Dickicht" und "Winterreise", gespielt von einem Exil-Ensemble, bestehend aus Darstellern aus Syrien, Palästina und Afghanistan.

Auch zahlreiche Literaturformate begleiten das Festival, beispielsweise mit der Dramatikerin, Essayistin, Kuratorin und Romanautorin Sasha Marianna Salzmann. Das "ABC der Solidarität" am ersten Festivalwochenende diskutiert Thesen zu Egoismus und Solidarität heute: Ausgehend von Brechts Essay "Fünf Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit" verfassen die Autorinnen Kathrin Röggla, Stefanie Sargnagel und der Künstler und Kunsttheoretiker Bazon Brock kurze Texte, die die Grundlage der Diskussion bilden. Der 82-jährige ehemalige Brecht-Meisterschüler B.K. Tragelehn ist Gast beim Werkstatttag am 3. März, der vom Theatermacher Alexander Karschnia und dem Wissenschaftler, Künstler und Aktivisten Florian Schneider gestaltet wird. Bei der Langen Brechtnacht an diesem Samstag kann man rund 50 Künstler in verschiedenen Locations im Augsburger Stadtgebiet live erleben. Darunter die US-Band Algiers (Post-Punk-Soul) und die Düsseldorfer Polit-Rapper Antilopen Gang.

Das Brechtfestival wird seit 2010 jährlich veranstaltet, immer um den 10. Februar herum, dem Geburtstag des in Augsburg geborenen Dichters. Es ist das Nachfolgeprojekt des Literatur-Festivals abc, das von 2006 bis 2008 von Albert Ostermaier geleitet wurde. Nach dem neuen Konzept des Festivals soll die Leitung künftig alle drei Jahre wechseln.

 

Das Programm und Informationen zum Kartenverkauf findet man unter www.brechtfestival.de.