Spaß
Die Qual der Tablet-Wahl

Spielen, Surfen oder Arbeiten – Die Art der Nutzung entscheidet über das passende System

03.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:14 Uhr

Spaß oder Arbeit? Wer ein passendes Tablet sucht, sollte zunächst diese Frage beantworten. Denn Surfer oder Spieler greifen meistens zu den Geräten mit iOS und Android. Zum Arbeiten sind die leistungsstarken Windows-Tablets aber oft besser geeignet.

2010 präsentierte Apple das erste iPad der Weltöffentlichkeit. Seitdem hat das Tablet eine rasante Karriere gemacht. Einer Prognose des Branchenverbandes Bitkom zufolge werden in Deutschland 2013 voraussichtlich acht Millionen Geräte verkauft, knapp 60 Prozent mehr als im Vorjahr. „Die Tablets haben im privaten Umfeld sehr gut Fuß gefasst“, sagt Michael Schidlack, Experte für Unterhaltungselektronik beim IT-Verband Bitkom.

Beim Surfen oder Spielen auf dem Sofa kommen meistens Geräte mit Apples iOS oder dem Google-Betriebsystem Android zum Einsatz. Windows-Tablets gibt es vor allem in Firmen, die damit zum Beispiel dienstliche Notebooks für ihre Mitarbeiter ersetzen. Ansonsten sind die Microsoft-Surfbretter noch eher Nischenprodukte. „Obwohl Windows-8-Geräte auf dem Papier viel leistungsfähiger sind als iOS- oder Android-Tablets, haben sie sich bisher nicht durchgesetzt“, sagt Michael Wolf von der Stiftung Warentest. Der Grund: Die Betriebssysteme von Apple und Google sind für die typischen Nutzungsszenarien eines Tablets schlicht besser.

„Tendenziell sind Tablets durch ihre Bauform besser zum Spielen oder Surfen geeignet“, so Wolf. „Vor allem jüngere Nutzer konsumieren mit dem Tablet Medieninhalte, die vorher nur mit klassischer Unterhaltungselektronik genutzt wurden, beispielsweise dem Fernseher“, ergänzt Michael Schidlack. Für ältere Nutzer sind die Tablets wegen der intuitiven Bedienung attraktive Einsteigergeräte in die Welt des Internets. Textverarbeitung und Tabellenkalkulation würden dagegen weniger stark genutzt.

„Jede Plattform hat ihre spezifischen Vorteile“, sagt Thomas Rau von der Fachzeitschrift „PC Welt“. Die Stärke von iOS sei die enge Verzahnung von Hard- und Software. Zudem sei die Auswahl der auf den Touchscreen zugeschnittenen Apps am größten. „Dafür bietet Android die größte Auswahl an Geräten in einem breiten Preisband ab 100 Euro“, erklärt der Redakteur.

Für Windows-Tablets spricht, dass dort sämtliche vom PC bekannten Programme installiert werden können. „Die Windows-Tablets sind eindeutig als Produktivgerät gedacht“, sagt Rau. So funktioniert das Multitasking meistens besser, eine Tastatur ist oft Teil des Lieferumfangs. Hinzu kommt, dass sich per USB oft mehr Zubehör anschließen lässt, vor allem im Vergleich zur Apple-Konkurrenz. „Die Windows-Tablets sind eher PCs als Tablets“, sagt Rau. Allerdings sind die Geräte dadurch auch deutlich schwerer, gibt Warentester Wolf zu bedenken. So bringt das Surface Pro von Microsoft zum Beispiel rund 900 Gramm auf die Waage, ein großer Unterschied zu manchmal nur halb so schweren iOS oder Android- Geräten. „Auch bei der Akkulaufzeit kommen Windows-Tablets trotz erheblicher Verbesserungen immer noch nicht an die Wettbewerber ran“, sagt „PC Welt“-Redakteur Rau. Tablets mit der abgespeckten Windows-Version RT sind da oft leichter. Trotzdem hat das System auf dem Markt einen schweren Stand.

„Die Hersteller haben Microsoft dabei ziemlich alleingelassen“, erklärt Rau. Das Problem: Anders als Windows 8 oder 8.1 unterstützt Windows RT statt regulärer PC-Software nur spezielle Apps. Von denen gibt es im Vergleich zu Android oder iOS aber sehr wenige. Immerhin ist darunter aber das komplette Office-Paket von Microsoft. Wer also Wert auf Textverarbeitung und Tabellenkalkulation legt, auf Apps und Spiele aber verzichten kann, kommt mit Windows RT eventuell besser klar als mit Android oder iOS. Die Nutzerführung ist allerdings bei allen Windows-Tablets etwas gewöhnungsbedürftig: „Der Wechsel zwischen der Kachel-Oberfläche und dem Desktop ist verwirrend“, sagt Michael Wolf. Die meisten Windows-Programme seien nicht für die Kacheloptik optimiert, der Nutzer werde daher oft wieder auf die Desktop-Umgebung zurückgeworfen. Bei Android und iOS gibt es solche Brüche nicht, alles wirkt wie aus einem Guss.

Thomas Rau sagt daher: Wer ein Konsumgerät braucht und nicht damit arbeiten will, sollte sich für ein Android- oder Apple-Gerät entscheiden. Wer dagegen häufig Software wie Photoshop oder andere Windows-Programme nutzt und echtes Multitasking braucht, für den könnte ein Windows-Tablet die richtige Wahl sein. tmn.