Handy-App Prisma schafft Kunstwerke aus Fotos

14.07.2016 | Stand 06.12.2018, 12:45 Uhr
So sähe das DONAUKURIER-Verlagsgebäude wohl aus, hätte es Vincent van Gogh gemalt. Bei Prisma findet man den Stil unter dem Namen "Dreams". −Foto: Roch

Ingolstadt (DK) Es ist die App der Stunde: Prisma verwandelt Handyfotos in wahre Kunstwerke, egal ob Kandinsky, Chagall oder Munch. Das Besondere? Die App klatscht nicht einfach Filter über die Bilder, sondern lässt sie per Algorithmus berechnen und komplett neu malen.

In den vergangenen Tagen waren in den sozialen Netzwerken häufig besonders künstlerische Bilder zu sehen und manch einer stolperte wohl des Öfteren über den Hashtag "#Prisma". Dahinter steckt die Fotobearbeitungsapp Prisma - Sie ist der neue Trend im WorldWideWeb.



Denn Prisma kann etwas, was anderen Bilder-Apps bislang gefehlt hat: Sie legt nicht nur Filter über Fotos, sondern verwandelt sie mit künstlicher Intelligenz in etwas völlig Neuartiges. So können Handyschnappschüsse mit dem Filter "Ice Cream" auf einmal aussehen wie die quietschbunten Bilder des amerikanischen Pop-Art-Künstlers James Rizzi, "Transverse Line" macht sie zu einem Kunstwerk des russischen Malers Wassily Kandinsky und mit "Raoul" werden sie zu einem fauvistischen Meisterstück, wie es der Franzose Raoul Dufy nicht schöner hätte malen können.

Die Handyuser sind verrückt nach der kostenlosen App. Ihre Beliebtheit steigerte sich in dieser Woche so enorm, dass die Server mehrfach wegen Überlastung zusammenbrachen. Wer dann die App verwenden wollte, erhielt den Hinweis, dass dies aufgrund zu hoher Nutzung gerade nicht möglich sei. Innerhalb weniger Stunden landete die App auf Platz eins der beliebtesten Gratis-Apps für iOS" target="_blank" type="" href="https://itunes.apple.com/de/app/prisma-art-filters-photo-effects/id1122649984?mt=8" %>. Derzeit. Bisher ist Prisma allerdings nur für Apple-Kunden erhältlich. 

Doch gerade bei den Servern liegt auch das Datenschutzproblem von Prisma: Weil die Neuberechnung der Bilder sehr lange dauern würde, lädt die App jedes Bild der User auf die Server des Anbieters. Dort werden sie anschließend in der Cloud bearbeitet.

Wer sein Foto so erst einmal an Prisma abgetreten hat, bleibt zwar weiterhin der Urheber und Eigentümer, überlässt Prisma aber die Nutzungsrechte und damit auch die Lizenz, diese Bilder weltweit zu vermarkten. Das ist zwar nicht unbedingt ideal, aber auch kein skandalöser Datenschutz-Gate zu dem es an einigen Stellen aufgebauscht wird. Denn diese Bestimmungen unterscheiden sich kein Stück von den Bedingungen, die etwa Instagram von seinen Nutzern einfordert.

Nur liegen die Daten bei Prisma nicht auf amerikanischen, sondern auf russischen Servern - denn das Unternehmen hinter Prisma gehört Alexey Moiseenkov, der zuvor bei der russischen Internet-Holding Mail.ru arbeitete. Mancherorts wurde daraufhin verkündet, dass der russische Geheimdienst dank der App nicht nur an Fotos und Kontaktdaten der Nutzer komme, sondern auch an deren Browserverlauf. Dieses wurde von IT-Experten jedoch schnell widerlegt.

Generell kann man festhalten: Jedem sei geraten, sensibel mit den eigenen Bilden umzugehen, und nichts Persönliches oder Intimes auf die Plattform zu laden - genauso, wie man es auch bei anderen Plattformen und sozialen Netzwerken handhabt. 

Aktuell ist die App noch kostenlos. Die Entwickler wollen Geld nicht nur mit der Datenvermarktung verdienen, sondern auch mit Filtern, die von Unternehmen gesponsert werden. Einen ersten solchen Filter gibt es schon: "Impression" ziert das Logo des Körperpflege-Unternehmens Palmolive Naturals.

Allerdings sollte man Prisma möglichst nur im Wlan-Netz und in der Nähe einer Stromquelle benutzen, da die App sonst extrem viel Datenvolumen verbraucht und Strom zieht - echte Kunst hat eben doch ihren Preis. 

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