Google: Software-Fehler schuld an unverpixelten Fotos

08.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:29 Uhr

Hamburg (dk) Datenschützer werfen Google Vertragsbruch vor. Beim Probelauf von Street View in Oberstaufen waren Häuser klar zu erkennen, deren Eigentümer genau das untersagt hatten. Dabei hatte sich der Konzern eigentlich verpflichtet, auch die Rohdaten vor der Veröffentlichung zu verpixeln.

Oberstaufen im Allgäu ist die erste Kommune Deutschlands, die virtuell erkundet werden kann. Über Mauern und Zäune hinweg können Internet-User in die Gärten und Hinterhöfe des Kurorts schauen. Doch auch in Oberstaufen gibt es Einwohner, die nicht wollen, dass jeder sieht, wo und wie sie leben. Sie haben bei Google vorab Widerspruch gegen die Veröffentlichung der Aufnahmen ihrer Häuser eingereicht. Auf mobilen Geräten von Apple, zum Beispiel dem iPhone und dem iPad, sind die Gebäude am Dienstag, 2. November, trotzdem bestens zu erkennen gewesen.

Google erklärte die Panne damit, dass zwei Datensätze vorgehalten würden: die Rohdaten und die Auslieferungsdaten. Werde ein Antrag auf Löschung gestellt, mache man zunächst die Gebäude in den Auslieferungsdaten unkenntlich. Binnen zwei Monaten würden die Änderungen auf die Rohdaten übertragen.  Dabei heißt es im achten Punkt der Zusagen, die Google dem Hamburgischen Beauftragten für Datenschutz gemacht hat:
 
Google hat verbindlich zugesichert, die Löschung oder Unkenntlichmachung der Rohdaten von Personen, Kfz und Gebäudeansichten vorzunehmen, die aufgrund eines Widerspruchs zu entfernen sind. Die Löschung oder Unkenntlichmachung dieser Daten in den Rohdaten wird bereits vor der Veröffentlichung vorgenommen, wenn der Widerspruch bis zu einem Monat vor Veröffentlichung der Bilder bei Google eingeht. Später oder auch nach Veröffentlichung eingehende Widersprüche führen zu einer Löschung in den Rohdaten binnen 2 Monaten.
 
Google hätte also auch die Rohdaten aus Oberstaufen vor der Veröffentlichung der betreffenden Aufnahmen unkenntlich machen müssen. Johannes Caspar, der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz, wirft dem Unternehmen deswegen vor, es habe gegen eine klare Vereinbarung verstoßen.
 
Man habe die Rohdaten verpixeln wollen, jedoch sei das aufgrund eines Software-Fehlers nicht erfolgt, erklärt Google-Sprecher Kay Oberbeck. Das Werkzeug zur Unkenntlichmachung der Fotos sei aber ein anderes, als jenes, welches bei den Fotos der 20 größten Städte zum Einsatz kommt. Der Probelauf wurde also mit einem anderen Programm durchgeführt, als jenem, das später verwendet werden soll. Bei den 20 größten deutschen Städten "kann der im Fall von Oberstaufen aufgetretene Fehler nicht passieren", sagt Oberbeck.