Ingolstadt
Microsoft auf den Spuren von Street View

05.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:58 Uhr

Die Kamera-Autos sind wieder unterwegs – diesmal aber nicht für Google Street View, sondern für die Konkurrenz von Microsoft.

Ingolstadt (DK) Die Aufregung um den Karten-Panoramadienst Street View von Google hat sich gerade etwas gelegt, da kündigt Microsoft ein ähnliches Angebot für seine Internet-Suchmaschine Bing an. Der Software-Riese will es allerdings besser machen als Google.

"Bing Maps Streetside" heißt das Angebot dreidimensionaler Straßenansichten, mit dem Microsoft Google Konkurrenz machen will. Bisher gibt es allerdings nur Fotos amerikanischer Städte. Ab dem Sommer soll es nun auch die ersten Ansichten von Straßenzügen deutscher Städte bei Bing Maps im Internet geben, wie Microsoft gestern ankündigte. Die Kamerautos sollen ab dem 9. Mai zunächst in Nürnberg, Fürth, Erlangen und Augsburg durch die Straßen fahren. Anschließend hat Microsoft schon 50 weitere Städte und Regionen im Visier, die ebenfalls systematisch fotografiert werden sollen.

Microsoft ist deutlich bemüht, aus den Fehlern des Suchmaschinen-Rivalen Google zu lernen. Google hatte sich mit seinem Projekt Street View scharfe Kritik von Datenschützern, Politikern und Medien zugezogen und musste schließlich beim vorher vernachlässigten Datenschutz nachbessern. Die Konkurrenz will den Kritikern nun von vorneherein den Wind aus den Segeln nehmen: "Wir haben uns mit den Befahrungen und der Markteinführung in Deutschland bewusst Zeit genommen, um vorher intensiv mit Branchenverbänden, politischen Vertretern und Datenschützern zu sprechen", sagte Microsoft-Manager Severin Löffler gestern.

So können interessierte Bürger ab Freitag den detaillierten Fahrplan der Kamerawagen einsehen. Die Fahrzeuge sind nach Angaben von Microsoft mit den Logos von Bing und des Kartenanbieters Navteq eindeutig zu erkennen. Einen Widerspruch etwa gegen die Darstellung des eigenen Wohnhauses wolle Microsoft besonders einfach gestalten. Dafür sei lediglich die Angabe des Ortes und des Namens erforderlich, erklärte MicrosoftManager Olivier Blanchard. Bevor die Bilder ins Netz gestellt werden, ist der Widerspruch allerdings nicht möglich. Beim Rivalen Google hatten die Datenschützer dagegen strikt darauf gedrungen, dass die Nutzer noch vor der Freischaltung widersprechen konnten.

Es komme darauf an, den Prozess sowohl mit der Öffentlichkeit als auch mit Politik und Datenschützern einvernehmlich abzuklären, sagte Severin. Der Start in Bayern sei mit der Bayrischen Datenschutzaufsichtsbehörde in verbindlichen Gesprächen geklärt worden. Ein Sprecher des zuständigen Landesamtes für Datenschutzaufsicht bestätigte das gegenüber dem DONAUKURIER. Man habe aus der Diskussion um Google gelernt, sagte Manfred Ilgenfritz vom Landesamt. Seine Behörde werde die praktische Umsetzung nun aber aufmerksam verfolgen. "Wir bleiben am Ball."

Mögliche Konfliktpunkte könnten neben der vollständigen Verpixelung von Gesichtern und Autokennzeichen etwa die Höhe der Kameramasten sein. Bei den Google-Autos war bemängelt worden, dass die Fotos aus fast drei Metern Höhe aufgenommen wurden. Damit seien trotz Mauern und Hecken auch Einblicke in private Gärten möglich. Außerdem will auch Microsoft nebenbei – anonyme – Daten von privaten Wlan-Netzen sammeln. Google hatte sich im vergangenen Sommer viel Ärger eingehandelt, nachdem herauskam, dass die Google-Fahrzeuge auch ungesicherte Daten aus privaten WLAN-Netzen erfasst hatten.

Wesentliche Grundlage der Datenschutzbemühungen von Microsoft ist die Selbstverpflichtungserklärung der deutschen Wirtschaft. Darin verpflichten sich die Unternehmen, anhand einer von der Politik gezogenen Roten Linie bei neuen technischen Produkten den Datenschutz zu gewährleisten. Enthalten ist vor allem auch ein Datenschutzkodex für Geodienste.