Ingolstadt
Auf leisen Sohlen

Microsoft hat über Weihnachten die ersten "Streetside"-Bilder online gestellt

27.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:00 Uhr

Die Kamera auf dem Dach: Mit solchen Autos fotografiert Microsoft deutsche Städte, um die Bilder bei „Streetside“ online zu stellen.

Ingolstadt (DK) Die „Stille Nacht“ schien für Microsoft optimal: Der Konzern hat die Weihnachtsfeiertage genutzt, um weitgehend unbemerkt seinen interaktiven „Streetside“-Dienst online zu stellen. Einige süddeutsche Städte sind nun per Mausklick durchfahrbar – auch Ingolstadt ist dabei.

Am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertags war es soweit: Die ersten „3D-Bilder“ von Ingolstadts Straßen gingen online. Eine Premiere, denn bei Konkurrent Google „Street View“ gab es die Stadt bislang nicht zu sehen. Dass sich der Konzern für die Veröffentlichung die Weihnachtsfeiertage ausgesucht hat, dürfte kein Zufall sein. In dieser Zeit sind die meisten Menschen mit ihren Familien beschäftigt – ein günstiger Moment also, um wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Und genau das will Microsoft offensichtlich erreichen.

Denn im Vorfeld hatte Microsoft mit seinem „Streetside“-Dienst für jede Menge Aufregung gesorgt: Der Konzern weigerte sich nämlich zunächst, Vorab-Widersprüche gegen die Veröffentlichung bestimmter Bilder – etwa von Privathäusern – entgegenzunehmen. Das hätte dem Konzern eine Menge Arbeit erspart. Nach einer Protestwelle ruderte Microsoft schließlich zurück und räumte die Möglichkeit des Vorab-Widerspruchs dann doch noch ein.

Um die 80 000 Widersprüche gingen ein, vor dem Start von Googles „Street View“ waren es noch 240 000 gewesen. Auch im Nachhinein kann man bei Microsoft Bilder unkenntlich machen lassen – und zwar mittels eines nicht ganz leicht zu findenden Links am unteren Bildschirmrand. Klickt man hier drauf, kann man anschließend den gewünschten Bereich markieren und mit einer Notiz versehen an Microsoft senden. Wie ein Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung erklärte, soll so eine Verpixelungs-Anfrage im Normalfall innerhalb von drei bis vier Tagen beantwortet sein.

Norddeutsche Städte sind bei „Streetside“ im Moment so gut wie keine abrufbar. Der Fokus liegt zunächst auf Süddeutschland. Allein in Bayern lassen sich neben Ingolstadt nun Nürnberg, Augsburg und München virtuell durchfahren. Laut Microsoft ist dies erst der Anfang: Noch ein Jahr lang sollen die Kamera-Wagen in Deutschland unterwegs sein. Mehr als 50 Städte über 100 000 Einwohner sollen erfasst werden.

Rein äußerlich unterscheidet sich der Microsoft-Dienst nicht groß von dem vom Konkurrenten Google. Allerdings muss man sich bei Microsoft zunächst einmal ein Zusatz-Programm namens „Silverlight“ auf den PC herunterladen, sonst funktioniert „Streetside“ nicht.

Noch ist die Bildqualität nicht die beste, doch laut dem Sprecher, sei die momentane Version nur die „erste Stufe“. Nach und nach soll die Qualität verbessert werden. Die Verpixelung von Gesichtern und Kennzeichen funktioniert automatisch und wird nur stichprobenartig überprüft.

Das bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht hat die „Streetside“-Bilder vorab unter die Lupe genommen und ist dabei zu folgendem Ergebnis gekommen: „Aus Sicht des Landesamtes bestehen deshalb keine Bedenken, wenn Bing Maps Streetside, wie von Microsoft angegeben, in den nächsten Tagen online geht.“