München
Sicherheit mit Startschwierigkeiten

Nicht alle Oktoberfest-Besucher haben sich auf die neuen Kontrollen eingestellt

19.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:17 Uhr

München (DK) Die neuen Sicherheitsvorkehrungen sind am ersten Oktoberfest-Wochenende mit Problemen gestartet. Inzwischen sollen die Startschwierigkeiten aber behoben sein. Vor allem mit älteren Besuchern und Touristen gibt es laut Ordnern aber immer wieder Probleme.

Die Ansage kommt freundlich, aber bestimmt. "Tut mir leid. Aber mit der Tasche dürfen Sie nicht rein", sagt der Ordner und zeigt auf einen Stoffbeutel, den eine junge Frau um die Schulter trägt. Ein kurzer, irritierter Blick, dann aber folgt schnell das einsichtige Nicken. Sicherheit geht vor auf der diesjährigen Wiesn. Damit haben sich die meisten Gäste abgefunden.

Der Zaun, der die Theresienwiese nun komplett umschließt, und die Taschenkontrollen stoßen bei den meisten Besuchern auf großes Verständnis. Er habe zwar damit gerechnet, dass seine Tasche kontrolliert werde, dass er sie aber abgeben müsse, das habe er nicht gedacht, sagt etwa der Hilpoltsteiner Ulrich Eckert, der einen Geschäftstermin auf dem Oktoberfest hat. Wie die meisten Besucher stören ihn die Kontrollen aber kaum. "Ich kann damit leben", erklärt er.

Und die Münchnerin Eleonore Nemerson, die für die Wiesn extra aus ihrer Wahlheimat Florida angereist ist, betont, sie habe nicht zweimal überlegt, ob sie dieses Jahr auf das größte Volksfest der Welt gehen soll. Sie fühle sich sicher - egal ob mit oder ohne Taschenkontrollen. Auch die Polizei ist mit der Resonanz zu den Kontrollen zufrieden. Konkrete Beschwerden seien nicht bekannt, sagt ein Sprecher.

Einige Besucher ärgern sich aber doch über die neuen Sicherheitsmaßnahmen, auch wenn sie selbst gar keine Tasche dabei haben. So stellt etwa ein junger Mann die Sinnhaftigkeit der Kontrollen infrage. "Das ist doch Quatsch", ruft er vor dem Haupteingang. "Wenn jetzt hier was explodiert, macht's doch auch keinen Unterschied!"

Auch mehrere Ordner sagen, dass die Kontrollen nicht immer auf uneingeschränkte Zustimmung stoßen. Zwar seien 80 Prozent der Menschen sehr einsichtig, vor allem ältere Besucher machten aber hin und wieder Probleme, wenn sie mit ihren Taschen abgewiesen werden, sagt ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes: "Vielleicht fällt es denen schwerer, sich an die neuen Auflagen zu gewöhnen." Ein anderer Kontrolleur macht vor allem Touristen als Problemfaktor aus. Diese seien oftmals nicht über die neuen Standards informiert. Die Einheimischen hätten sich dagegen auf das Verbot großer Taschen und Rucksäcke eingestellt. Und so sind zwei Modeerscheinungen auf der diesjährigen Wiesn schon an den ersten Tagen sehr klar erkennbar. Der Trend bei den Frauen geht hin zu kleinen Handtaschen. Die Männer sind so gut wie alle taschenlos. Der zweite Trend sind gelbe Warnwesten. Denn nie zuvor hat es auf dem Oktoberfest so viel Sicherheitspersonal gegeben. Am Haupteingang stehen schon am Vormittag mehr als zwei Dutzend Ordner in zwei Reihen. Auf dem Festgelände sticht das Neongelb an fast jeder Ecke ins Auge.

Auch die Polizei erklärt, dass die meisten Menschen vorab Bescheid wüssten, da nicht nur in den Medien, sondern auch in den U-Bahnhöfen auf das Taschenverbot hingewiesen werde. Und so ertönt von der Haltestelle Theresienwiese immer wieder auf Deutsch, Englisch und Italienisch die Ansage, dass Taschen an den dafür bereitgestellten Gepäckaufbewahrungsstellen abgegeben werden müssten.

Dennoch sind am ersten Wiesn-Wochenende einige Probleme aufgetaucht, "wie immer, wenn etwas Neues eingeführt wird", betont eine Sprecherin des Wirtschaftsreferats. So fielen die Kontrollen an den 13 Eingängen am Samstag unterschiedlich streng aus. Während an manchen Eingängen jeder Besucher abgetastet wurde, wurden an anderen Stellen nicht einmal die Taschen inspiziert. Daraufhin griff die Polizei ein, um die Qualität der Kontrollen zu verbessern. Nun werde lückenlos kontrolliert, sagt die Sprecherin. Gestern wurden an den Eingängen fast alle großen Taschen zurückgewiesen - abgetastet wurde aber so gut wie niemand.

Die befürchteten Schlangen an den Eingängen bildeten sich am Eröffnungswochenende laut Polizei aber nicht. Dies könne allerdings auch an der niedrigen Besucherzahl aufgrund des schlechten Wetters liegen. Die Situation werde aber ständig beobachtet, "um bei Bedarf regulierend eingreifen zu können".

Geschehen ist dies bereits bei der Gepäckaufbewahrung. Ein kaum genutzter Stand wurde von der Theresienhöhe an den Haupteingang verlegt. Denn dort hatte es teilweise lange Wartezeiten gegeben. Dass dies derzeit zu den drängendsten Problemen zählt, ist für die Polizei eine frohe Botschaft. Die Beamten sprechen von einem der sichersten und friedlichsten Wiesn-Auftakte der vergangenen Jahre. Das dürfte aber eher am Besucherrückgang als am neuen Sicherheitskonzept liegen.