München
Live aus dem Kuhstall

Auf dem Zentral-Landwirtschaftsfest in München kommen vor allem die Tiere bei den Besuchern gut an

22.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:16 Uhr

Für ihren Wiesn-Auftritt haben die Kühe zuvor ein eigenes Trainingsprogramm erhalten: Deshalb läuft im Stall auf dem Zentral-Landwirtschaftsfest zwischen den Tieren und den Besuchern alles reibungslos. - Foto: Erl

München (DK) Wally, Wenda, Pia und die anderen 16 Kühe im eigens aufgebauten modernen Milchviehstall samt Melkroboter sind die Stars auf dem Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF). Die Besucher haben in diesem Jahr die einmalige Gelegenheit, mitten auf der Münchner Theresienwiese gleich neben dem Bierzelt-Rummel des Oktoberfestes neun Tage lang einen Einblick in den Alltag von Milchkühen zu bekommen.

Das Angebot kommt gut an. Die Besucherstege sind dicht umlagert, und sogar eine Webcam liefert rund um die Uhr Big-Brother-Bilder aus dem Kuhstall. Anders als im Original zeigen die glupschäugigen Milchlieferantinnen aber keine Starallüren. Die Herde ist in sich stabil, wie Georg Hammerl als Leiter des staatlichen Lehr-, Versuchs- und Fachzentrums für Milchvieh- und Rinderhaltung Achselschwang erklärt. Von dort und von einem weiteren Fachzentrum in Almesbach stammen die Tiere. "Ab und zu zicken sie dennoch, eine Mädels-WG ist immer so eine Sache", schmunzelt er. Eigens an die vielen Menschen gewöhnen mussten sich die Rinder nicht, auch in den Fachzentren herrscht reger Ausbildungs- und damit Publikumsverkehr. Dennoch haben die Kühe für ihren Wiesn-Auftritt ein eigenes Trainingsprogramm erhalten.

"Das Zentral-Landwirtschaftsfest ist ein lebendiges und spannendes Schaufenster für die gesamte Branche. Hier können wir den Menschen zeigen, wie Landwirtschaft funktioniert und wie wichtig die Arbeit der Bauern für die gesamte Gesellschaft ist", betonte sein Chef, Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, beim Presserundgang über das 120 000 Quadratmeter große Gelände.

Alle vier Jahre präsentiert die Branche zum Oktoberfest Tiere, Technik und die neuen Entwicklungen in der Landwirtschaft. Die Wurzeln des ZLF reichen bis ins Jahr 1811 zurück. Noch bis zum Ausstellungsende am Sonntag steht jeder Tag unter einem anderen Schwerpunktthema. "Wer die bayerische Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft in ihrer ganzen Vielfalt erleben will, darf sich das ZLF nicht entgehen lassen", wirbt Brunner.

Ein besonderer Besuchermagnet ist die traditionelle Landestierschau. Bis auf Streichelnähe können die Besucher unter anderem an 140 Rinder, 150 Pferde, 50 Schweine, 130 Schafe und 50 Ziegen herankommen. Dazu kommen noch Fische, Kaninchen, Geflügel und Bienen. Dicht umlagert sind auch die Technikbereiche mit riesigen Traktoren und Landmaschinen. In den Hallen herrscht reger Messebetrieb und an zahlreichen Probierständen dürfen die Besucher Käse-, Wurst- und Fleischhäppchen kosten.

Der Start für diese Megaschau der Landwirtschaft verlief am vergangenen Wochenende nach Auskunft von Pressesprecher Markus Peters vom Bayerischen Bauernverband allerdings etwas zögerlich. "Am ersten Tag kamen massiv weniger Besucher als erwartet. Grund dafür waren sicherlich das schlechte Wetter, aber auch die abwartende Haltung der Menschen zur Sicherheitsdiskussion", analysierte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Situation an den Eingängen sei allerdings entspannt.

Mit den ersten regenfreien Tagen sind das Gelände und die Hallen wieder gut gefüllt und die Stimmung ist nach seinen Worten sowohl bei den wissbegierigen Besuchern als auch bei den Ausstellern super. "Agrarscouts stehen an den Anlaufpunkten für Fragen bereit", betonte er.

Einer davon ist Georg Hammerl am Kuhstall. "Die Kühe fühlen sich in so einem modernen Stall wohl. Sie können ihren Tag gestalten und sogar selber bestimmen, wann sie gemolken werden wollen", erläutert er.

Das Argument mancher seiner Gesprächspartner, früher sei alles besser gewesen, lässt er nicht gelten. "Die waren den Sommer über vielleicht auf der Weide, aber die restliche Zeit standen sie in Anbindehaltung in einem dunklen Loch", klärt er auf. Eigentlich hätte Hammerl gerne die täglich frische Milch aus diesem Schaustall an die Besucher abgegeben. "Aber dafür sind die Hygienevorschriften einfach zu hoch", weiß der Landwirtschaftsdirektor.