Die deutsche Stimme des Papstes

Der Hofstettener Erwin Albrecht kommentiert seit 15 Jahren die Gottesdienste mit dem Pontifex im BR

30.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:22 Uhr

Rom (DK) Wenn Papst Franziskus an diesem Freitag den Neujahrsgottesdienst im Petersdom in Rom beginnt, geht auch Erwin Albrecht auf Sendung und heißt die deutschen Zuschauer an den TV-Geräten willkommen. „Ein herzliches Grüß Gott vom Petersplatz“ sind dann die ersten Worte der Stimme „aus dem Off“. Denn sehen kann man Albrecht zumeist nicht: Aber seine Stimme ist den Stamm-Sehern der Gottesdienstübertragungen im Bayerischen Fernsehen wohlvertraut. Der 54-Jährige kommentiert seit fast 15 Jahren für den Bayerischen Rundfunk die großen Messen mit dem Pontifex – egal, ob auf dem Petersplatz oder bei einer der unzähligen Reisen. Albrecht könnte als „deutsche Stimme hinter dem Papst“ gelten.

Routine? Mittlerweile wohl schon, macht der in Hofstetten (Kreis Eichstätt) aufgewachsene Pfarrer das hauptberuflich. Aber spannend ist es doch immer wieder aufs Neue, verrät er im Gespräch mit unserer Zeitung. Da ist zum Beispiel ein spontaner Papst Franziskus. Wo bei den Vorgängern des Argentiniers zu Beginn der Übertragungen einige Minuten Platz war, um einführende Worte zu sagen, bleibt mittlerweile oft keine Zeit. „Der Papst fängt erfahrungsgemäß bis zu zehn Minuten früher an als geplant.“ In Rom entscheidet also der Papst, wann 10 Uhr ist – und nicht die Uhr. „Da hast du dann schon ein gewisses Problem“, weiß Albrecht. Denn: „Mir ist wichtig, dass man als Kommentator nicht zu viel rumquatscht.“ Die Zuschauer sollen den Gottesdienst, den das vatikanische Fernsehen aufzeichnet, in Ruhe mitfeiern können.

Aber ein paar Informationen will Albrecht, der meist gemeinsam mit Andrea Kammhuber am Mikrofon sitzt, doch mitgeben. Am Freitag etwa, wenn der Monsignore ein bisschen was über seine Heimat erzählen kann: Treten doch mit Stefan Waldau, Charlotte Schön und Ulrich Bittl drei Sternsinger aus Eichstätt vor den Papst. Und mit Maria Habisch trägt eine Eichstätterin die deutschsprachige Fürbitte bei diesem Gottesdienst, der um 10 Uhr beginnt, vor. „Wir sind präpariert“, sagt er. Wir – das sind nicht nur die beiden Kommentatoren: Es sei ja schließlich nicht damit getan, zwei Mikrofone hinzustellen. „Wir haben da einen ganzen Stab.“ Ein Tontechniker mischt die Stimmen Albrechts, Kammhubers und den Original-Ton aus Rom, ein anderer ist für den Schnitt zuständig, ein Kameramann ist auch da, um die Kommentatoren vielleicht doch kurz ins Bild zu rücken.

Wie kommt Albrecht überhaupt an alles, was er wissen muss? „Ich verfolge aufmerksam, was im Vatikan passiert“, sagt er. Und er stützt sich auf das, was im Liedheft des Gottesdienstes steht. Dass das dieses Mal wieder rechtzeitig kommt, hofft Albrecht. Sonst bleibt für ihn in der Silvesternacht nur eines, statt in das neue Jahr hinein zu feiern: übersetzen. Foto: privat