Mixas Rückzieher

19.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:55 Uhr
Der emeritierte Bischof Walter Mixa: 1975 trat er als Stadtpfarrer von Schrobenhausen seinen Dienst an. Von 1996 bekleidete er das Bischofsamt von Eichstätt, bis ihn Papst Benedikt XVI. 2005 zum Bischof von Augsburg machte. Er vertrat eine Kirche, wie Benedikt sie sich vorstellt: Rom ergeben und konservativ. Im Frühjahr 2010 tauchten die Prügel- und Untreuevorwürfe auf, die bis heute nicht geklärt sind.
Mixa trat von seinem Amt als Bischof zurück. Heute schaut der Kirchenmann nicht mehr zurück, sondern nach vorn. −Foto: Foto: Peterhans

Ingolstadt/Gunzenheim (cfl) Der emeritierte Augsburger Bischof Walter Mixa macht einen Rückzieher: Die in der vergangenen Woche angekündigte Internetseite wird nicht freigeschaltet, auf Auftritte in der breiten Öffentlichkeit will der 69-Jährige vorerst ebenfalls verzichten, wie er gestern sagte.

Hintergrund seien die Angriffe nach seinem Interview im DONAUKURIER in der vergangenen Woche – dem ersten nach seinem Rückzug vor knapp einem Jahr. Dort hatte Mixa angekündigt, wieder verstärkt in die Öffentlichkeit zu gehen, als Bote des Glaubens. Kernstück des Vorstoßes sollte die Internetseite www.bischof-mixa.de sein. Seit gestern findet sich dort der Satz: "Die Reaktionen auf die geplante Freischaltung dieser Internetpräsenz waren dergestalt, dass zum jetzigen Zeitpunkt eine Freigabe für das Anliegen der Glaubensverkündung wenig hilfreich zu sein scheint."

Bereits am Tag nach Erscheinen des Interviews seien "die Prügel losgegangen" , sagte Mixa gestern im Gespräch mit dem DONAUKURIER. Vor allem die harschen Reaktionen aus Schrobenhausen belasteten ihn. Dort war mit Unverständnis registriert worden, dass Mixa immer noch leugnet, in den 70er Jahren als Stadtpfarrer von Schrobenhausen Heimkinder geschlagen zu haben. Diese Vorwürfe hatten vor einem Jahr zum Rücktritt Mixas als Bischof von Augsburg geführt.

Der jetzige Schrobenhausener Stadtpfarrer Josef Beyrer hatte Mixa mit Blick auf das Interview vorgeworfen, der frühere Augsburger Bischof habe nicht alle Sachverhalte "der Wahrheit entsprechend" dargestellt. Mixa hatte noch einmal unterstrichen, niemals Heimkinder geschlagen zu haben,

Matthias Kopp, Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz hatte Mixa signalisiert, dass die "Zeit des Schweigens", die Papst Benedikt XVI. Mixa bei seinem Rücktritt auferlegt hatte, noch nicht vorbei sei. "Dem ist nichts hinzuzufügen," sagte Kopp gestern.

Auch die Diözese Augsburg reagierte zurückhaltend auf die Kehrtwende Mixas: "Wir kommentieren das genauso wenig wie die Ankündigung Mixas, wieder verstärkt in die Öffentlichkeit zu gehen", sagte Bistumssprecher Markus Kremser.

Mit seinem Nachfolger in Augsburg, Bischof Konrad Zdarsa, hatte Mixa seinen Angaben zufolge nach dem Interview keinen Kontakt. Allerdings habe er mit dem Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke gesprochen. Über den Inhalt des Gespräches sagte Mixa nichts.

Der Geistliche, der am 25. April seinen 70. Geburtstag feiert, lebt seit vergangenen Sommer im schwäbischen Gunzenheim in der Diözese Eichstätt. In der dortigen Gemeinde arbeitet er als Ruhestandsgeistlicher mit. Als er Anfang des Jahres einen ersten Vorstoß zur Rückkehr in die Öffentlichkeit startete und ein missionarisches Buch- und Vortragsprojekt mit einem früheren Personenschützer ankündigte, erinnerte ihn Zdarsa an die Forderung des Papstes. Das Projekt wurde abgeblasen.