Ingolstadt
"Die Zeit des Schweigens ist noch nicht vorbei"

13.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:56 Uhr

Sonderermittler im Fall Mixa, Sebastian Knott, zeigt, wie der Bischof zugeschlagen haben soll. Die Vorwürfe, er hätte keine eidesstattliche Erklärung der Opfer gelesen, weist er zurück - Foto: Fahn

Ingolstadt (DK) Ein Jahr nach der Prügelaffäre und seinem Rücktritt hat sich der frühere Augsburger Bischof Walter Mixa gestern im DONAUKURIER erstmals wieder zu Wort gemeldet. Irritiert reagierte die Deutsche Bischofskonferenz über Mixas angekündigte Medienaktivitäten.

"Ich frage mich ernsthaft, ob eine Zeit des Schweigens und der Besinnung nach weniger als einem Jahr wirklich vorbei ist", sagte der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp. Vor einigen Wochen hatte auch der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa gemahnt, dass die Zeit der Besinnung für den emeritierten Bischof noch nicht verstrichen sei. Gestern wollte das Bistum Augsburg allerdings keine Stellungnahme zu den jüngsten Ankündigungen Mixas abgeben. Auch das Bistum Eichstätt, wo Mixa inzwischen lebt, hielt sich bedeckt. "Für eine Stellungnahme gibt es keinen Anlass", wiegelte Pressesprecher Martin Swientek ab.

Mixa sieht sich in Zukunft als moderner Wanderprediger. Er will via Internet die junge Generation ansprechen und das Evangelium verkünden. Vor einem Jahr hatte er sein Amt verloren. Auslöser waren Vorwürfe, er habe in den 70er Jahren als Schrobenhausener Stadtpfarrer Kinder im Waisenhaus geschlagen und Stiftungsgelder des Hauses veruntreut.

In Schrobenhausen verfolgt man Mixas neue Initiativen mit Unbehagen. Mit Bedacht wählt Stadtpfarrer Josef Beyrer seine Worte. Über die Art und Weise wie sich sein Vorgänger im Interview mit dem DONAUKURIER über komplexe Sachverhalte geäußert hat, sei er alles andere als glücklich. "Die werden nicht entsprechend der Wahrheit oder auch einseitig dargestellt", kritisiert Beyrer. "Die Leute denken differenzierter als Herr Mixa die Sachen darstellt." Sollte der Fall Mixa wieder größere Wellen schlagen, werde es auch Reaktionen der Waisenhausstiftung geben, sagt Beyrer.

Die Aussagen Mixas ärgern den ehemaligen Sonderermittler Sebastian Knott, der im vergangenen Jahr die Vorwürfe aufarbeitete. Er habe zwei eidesstattliche Erklärungen der Prügelopfer gelesen, sagt Knott. Mixa hatte behauptet, Knott hätte keinen Einblick in diese Akten gehabt und ihm trotzdem Körperverletzung, gefährliche Körperverletzung und Misshandlung Schutzbefohlener vorgeworfen. Mit den anderen Opfern, so Knott, habe er sich persönlich unterhalten. "Das ist viel mehr wert."

Und weiter: "Wie sich Herr Mixa jetzt verhält und seine Zukunft plant, möchte ich nicht kommentieren." Für ihn sei die Sache abgeschlossen, sagt Knott.

Deutliche Worte wählen dagegen die Laienorganisationen der katholischen Kirche. Für die Stimmung in der Diözese wäre es nach Ansicht des Eichstätter Diözesanratsvorsitzenden Christian Gärtner besser, wenn sich Bischof Mixa mit größeren öffentlichen Auftritten zurückhalten würde. "Eine Messe zu feiern, ist noch nicht der große Auftritt", so Gärtners Einordnung. Doch die Eichstätter Katholiken hätten nicht darauf gewartet, dass Mixa zurückkehrt, nimmt Gärtner die Stimmung wahr. Er befürchtet, dass die Kirche Schaden nehmen könnte, sollte der umstrittene Bischof die breite Öffentlichkeit suchen. Gärtner schätzt, dass für viele Mixas Auszeit nicht lange genug war.

Kein Blatt vor den Mund nimmt Walter Hürter, der Sprecher von "Wir sind Kirche" in der Diözese Eichstätt. Er rät dem ehemaligen Eichstätter Bischof zur Demut: "An seiner Stelle hätte ich mich zurückgehalten." Verärgert ist er, dass Bischof Mixa auch ein Jahr nach der Prügelaffäre noch immer keine Reue zeigt, sondern sich selbst in die Rolle des Opfers drängt. Für ihn ist der Fall Mixa nicht abgeschlossen: Hürter verweist auf die Ungereimtheiten, die nach wie vor mit dem Kauf teurer Antiquitäten, Kunstwerke und erlesener Weinen während Mixas Amtszeit im Raum stehen.