"Zuzeln"
"Wer Dialekt spricht ist im Vorteil"

Förderverein setzt sich für Erhalt und Pflege von Mundart und Dialekt ein

18.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:10 Uhr

Foto: DK

"Zuzeln" ist eines dieser schönen bayerischen Wörter, um die es echt schade wäre, wenn es sie nicht mehr gäbe. Das Wort taucht gerne in Verbindung mit der Weißwurst auf. Besser gesagt dann, wenn es darum geht, wie man selbige am besten isst.

Denn lange Zeit war das "Zuzeln" für traditionsbewusste Altbayern die einzig vertretbare Form des Weißwurstessens. Dabei nimmt man die Wurst in den Mund und saugt (zuzelt) das Brät geschickt aus der Haut. Anfänger geben sich dabei leicht der Lächerlichkeit preis, für Fortgeschrittene und Kenner gilt sie jedoch als die höchste aller Weißwurst-Verzehrkünste.

Inzwischen werden aber auch in Bayern die meisten Weißwürste mit Messer und Gabel gegessen. Das Besteck hat also vielfach bereits das "Zuzeln" verdrängt. Fehlt also gerade noch, dass auch das Wort "zuzeln" und am Ende gar die ganze bairische Sprache durch das Hochdeutsche verdrängt wird.

Dafür, dass es nicht so weit kommen möge, engagiert sich der "Förderverein Bairische Sprache und Dialekte", der 1989 gegründet wurde und mit circa 3300 Mitgliedern in zehn Landschaftsverbänden der größte Sprachverein in Bayern ist. In Ingolstadt, in der ganzen Region und darüber hinaus hat der Verein ein bekanntes Gesicht, das viele kennen. Es ist das von Harri Deiner, dem die bairische Sprache und deren Erhalt eine echte Herzensangelegenheit ist. Als Hauptanliegen des Vereins nennt er den Erhalt und die Förderung der Lebendigkeit der bairischen Hochsprache, der Mundarten und der Dialekte. Die Mitglieder des Vereins entwickeln für Kindergärten bis hin zu Universitäten Aktivitäten, um Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene an die bairische Sprache heranzuführen. "Zudem", so Harri Deiner, "ermutigen und bestärken wir Eltern und Großeltern, mit ihren Kindern und Enkeln in ihrer bairischen Muttersprache zu reden."

Auch der Bayerische Leh-rer- und Lehrerinnenverband (BLLV) befürwortet ausdrücklich das Erlernen von Mundart und deutscher Schriftsprache, weil diese Zweisprachigkeit die sprachliche, kognitive und auch die soziale Entwicklung von Kindern positiv beeinflusse. Als völlig überholt gelte in der Bildungsdiskussion das lange Zeit auch von Eltern gepflegte Vorurteil, Mundart stehe der Bildung im Weg. Das Resümee daraus: "Wer Dialekt spricht ist im Vorteil."

Und schließlich zitiert Harri Deiner immer wieder auch gerne den emeritierten Papst Benedikt XVI., der einmal gesagt hat: "Mia maß ma fest boarisch redn, dass uns da Globalisierungswind ned okonn." ‹Œoh