Wolnzach
Seltsame Flecken auf der Terrasse

Wolnzacher Bürger beobachtet eine zunehmende Verschmutzung aus der Luft und tippt auf undichte Flugzeugklos

11.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:05 Uhr

Start am Münchner Flughafen im Erdinger Moos - täglich nehmen dutzende Maschinen Kurs über den Raum Pfaffenhofen, Ingolstadt, Neuburg-Schrobenhausen, Eichstätt und Roth - Foto: MUC

Wolnzach/Erding (DK) An offizielle Stellen ist Günter Els bisher nie herangetreten. Dabei macht der 55-Jährige aus Wolnzach im Kreis Pfaffenhofen sich schon länger Sorgen. Die Ursache sind seltsame Flecken, die er auf dem Steinbelag seiner Terrasse immer wieder findet. „Das sind grünlich-weiße Stellen, die wie eingeätzt wirken“, sagt der Garten- und Landschaftsbautechniker. Manche sind klein wie ein Centstück, andere um ein Vielfaches größer. Im Gras seines Gartens hat er einmal einen Riesenfleck entdeckt, „der war 30 Zentimeter im Durchmesser“. Was ist es, das da vom Himmel fällt?

Günter Els findet für sich nur eine einzige plausible Erklärung: „Chemische Industrie haben wir hier nicht, das Zeug muss aus Flugzeugklos stammen“, ist er überzeugt. Tatsächlich liegen Wolnzach und das etwa fünf Kilometer entfernte Rohrbach in einer Schneise, über die täglich einige Dutzend Linienmaschinen fliegen. „Weil ich beruflich viel draußen bin, habe ich mal die Trasse, auf der die Flugzeuge über der Marktgemeinde unterwegs sind, am Boden genauer angeschaut. Ich bin erschrocken, wie viele dieser komischen Flecken ich gefunden habe.“ Auf Gehsteigen ebenso wie an Mauern.

Der Wolnzacher kennt die mysteriöse Erscheinung schon seit mehreren Jahren. Zunächst hat er sich nicht viel dabei gedacht, und er wollte auch nicht „mit Kanonen auf Spatzen schießen. Es kann ja mal vorkommen, dass ein Flieger was verliert“. Aber 2013 seien die Flecken immer mehr geworden, gleichzeitig meint Els beobachtet zu haben, dass die Maschinen häufiger und tiefer fliegen als früher. „Beim Spazierengehen mit dem Hund bin ich auf immer neue Verschmutzungen gestoßen, auch draußen beim Sportverein, wo ich Jugendtrainer bin.“ Das ziehe sich wie ein Band durch den Ort, von Südost nach Nordwest – „genau wie die Fluglinien sind“. Die seltsamen Tropfen scheinen sich tief ins Steinmaterial zu ätzen und sind noch nach vielen Monaten zu sehen. Sie bilden mit der Zeit eine kristallisierte Schicht. „Ich kann das nur mit der Spachtel entfernen“, sagt der 55-Jährige. Untersuchen ließ er den Stoff nie.

Wolnzachs Bürgermeister Jens Machold zeigte sich sehr überrascht, als er gestern von diesem Phänomen hörte. „Ich habe extra im Bau- und Hauptamt nachgefragt, ob es deswegen andere Beschwerden gibt. Bisher hat sich aber niemand gemeldet.“ Norbert Bachmaier von der zuständigen Polizeiinspektion in Geisenfeld wüsste auch von niemandem, der wegen der Flecken schon einmal auf der Wache vorgesprochen hätte. Auszuschließen sei so etwas natürlich trotzdem nicht, sagt Machold. Zumal täglich einige Dutzend Maschinen vom Münchner Flughafen starten und Kurs über Rohrbach und Wolnzach nehmen – die meisten zwar eher über Rohrbach, doch bei einer Flughöhe von 3,6 bis über 4,5 Kilometer Höhe würden solche Hinterlassenschaften vom gewöhnlich aus Westen kommenden Wind leicht bis Wolnzach getragen.

„Grundsätzlich ist es so, dass Flugzeuge geschlossene Toilettensysteme haben“, erklärt Cornelia Cramer vom Luftfahrtbundesamt in Braunschweig. Undichtigkeiten seien aber nicht zu 100 Prozent auszuschließen. „Da kann schon mal etwas tröpfchenweise austreten.“ Dass es sich gar um Kerosin handelt, hält Kristina Kelek von der Deutschen Flugsicherung im hessischen Langen bei Frankfurt für „eher unwahrscheinlich. Das darf nur im Notfall und aus sehr großer Höhe abgelassen werden. Außerdem kommt da unten so gut wie nichts mehr an.“ Um die Ursache der Flecken herauszufinden, müsste Anzeige gegen Unbekannt erstattet werden. „Aber es dürfte trotzdem schwer sein, das betreffende Flugzeug zu ermitteln, weil es zu viele sind.“