Wendelstein
Der Spezi macht ernst

Nürnbergs legendärer Kolumnist Klaus Schamberger verabschiedet sich von der Bühne

17.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr
Na denn Prost: Klaus Schamberger liest sein Finale in der Comödie Fürth. −Foto: Hertlein

Wendelstein/Fürth (HK) Das war's. Das soll es gewesen sein? Acht Versuche hatte er nach eigenem Bekunden gestartet, um seine Karriere zu beenden, jetzt soll es für immer ein. Nach fast 50 Jahren Bühnenpräsenz verabschiedete sich der Kolumnist, Autor Klaus "Spezi" Schamberger mit einer finalen Lesung in der Comödie Fürth von den Brettern, die die Welt bedeuten.

Zum letzten Mal geht der Vorhang auf, zum letzten Mal erzeugt der 75-Jährige mit Humor und Tiefsinn Lachsalven im Publikum. Zum Abschied gibt es Standing Ovations für die Kultfigur mit dem scharfen Beobachtungsblick und den einfühlsamen Dialektwortspielereien, der in Nürnberg geboren, in Wendelstein daheim und weit über die Grenzen beliebt und populär ist. Lang hält der Applaus an. Musikalisch begleiten Schamberger in der restlos ausverkauften Comödie die Musikerfreunde Udo Schwendler (einst auch Conny Wagner, aktuell auch NC Brown Band) sowie Charly Fischer von der Frankenbänd.

Ein wehmütiger, würdevoller Abschied nach zweieinhalb Stunden mit reichlich Zwerchfellstrapazen. US-Präsident Trump als Playmobil-Plastik-Männchen, Pay-Back-Card, Gasthausanekdoten, das umfangreiche Programm zum Lachen und Nachdenken halt. Und der Spezi ist in großartiger Verfassung und bei bester Laune. Entspannt und redselig idt er am Abschiedsabend. Comödie-Geschäftsführer Marcel Gasde und Öffentlichkeitschef Andreas Hock überreichen dem einstigen AZ-Spezi Blumen und eine Flasche Champagner.

Schamberger zieht entsprechend Bilanz: "Das ist mein allerletzter Abschiedsabend, ich danke sehr, von ganzem Herzen aus tiefster und momentan sehr adrenalinhaltiger Seele für fast 50 Jahren Zuhören und Aufmerksamkeit." Sofa und Enkelkinder hätten künftig Priorität. Vorbei der Vorbereitungsstress auf eine Lesung: "Jedes Mal hatte ich das Theater, hab ich g'scheite Geschichten, will das irgendwer überhaupt wissen und hören, jedes Mal sterbe ich tausend Tode, von den Albträumen nächtelang vorher gar nicht zu reden."

Und der Spezi erinnerte sich an die Anfänge - mit Augenzwinkern und sanfter Ironie: Der erste halbwegs öffentliche Auftritt war erbärmlich - in der "Plakaterie" des 2014 gestorbenen Grünen-Stadtrat Jürgen Wolf. Laut Spezi müsste das um 1972 gewesen sein. Zum Vortrag sei das Buch "Ich bitte um Milde . . ." gelangt. "Die paar Zuhörer, unter anderem der Maler Michael Matthias Prechtl sind entweder eingeschlafen oder haben Hals über Kopf geflüchtet. Da hätte ich meine Karriere als sehr kleiner Kleinkünstler sofort abbrechen müssen. Habe ich aber blöderweise nicht gemacht."

So sind es mehr oder weniger rund 1000 Auftritte geworden, "aber ich habe nie Buch drüber geführt" (Schamberger). Auch nicht über die Anzahl von Buch, Platten- und CD-Veröffentlichungen. Es waren so ungefähr 25 Drucksachen: "Der Spezi unterwegs", "Am Tor der Kleinen", Bildbände zusammen mit dem Kultfotografen Herbert Liedel und und und. Auftritte im Fifty-Fifty in Erlangen, in der Comödie Fürth, in der Galerie Gaswerk Schwabach, im Tassilo Nürnberg, bei Horst Blome im Theater am Kopernikusplatz, im Burgtheater Nürnberg . . .

Das Phänomen Schamberger fasste ein langjähriger Wegbegleiter, der Rechtsanwalt und einstige Club-Vizepräsdent Sven Oberhof, bei der Abschiedsvorstellung treffend zusammen: "Schamberger ist eigentlich kaum zu beschreiben, ich als Preuße habe mich an seiner Wortfindigkeit, an seinem Talent begeistert, die Dinge fränkisch so zu verklausulieren, dass sie immer mit Witz ins Schwarze treffen, das ist sensationell." Beim Schamberger-Stück des Abends ging um eine Weinprobe, treffend und köstlich beobachtet und geschildert. Der Weinliebhaber wird im Bühnenruhestand sicherlich den einen oder anderen Schoppen sich genehmigen. In der geliebten Wachau oder daheim in Wendelstein am Kanal. Das soll es gewesen sein, Spezi? Seine "Drohung" in der Comödie klang so: "Ich mache ernst."