Waschbär dringt verstärkt nach Bayern vor

18.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:51 Uhr

Eichstätt/Pfaffenhofen (DK) Wer ihn sehen möchte, muss schon Glück haben. Der Waschbär ist ein scheues Raubtier und mittlerweile längst in Deutschland daheim. Neuerdings macht er sich zunehmend in Bayern breit, meldet der Bayerische Jagdverband – auch in den Wäldern um Eichstätt und Pfaffenhofen.

Der nachtaktive Pelzträger mit der schwarzen Maske um die Augen stammt ursprünglich aus Nordamerika. Seit etwa 80 Jahren macht er sich nach und nach in deutschen Wäldern breit (siehe Kasten unten). Wildbeobachtungen durch den Bayerischen Jagdverband (BJV) belegen nun, dass der Waschbär auch im Freistaat zunehmend unterwegs ist. Allein in der Saison 2012/13 hatten Jäger 1035 Tiere erlegt, während es 15 Jahre zuvor gerade einmal 57 waren. Deutschlandweit wurden im vergangenen Jagdjahr mehr als 100 000 Waschbären zur Strecke gebracht. „Die weite Verbreitung gefährdet unsere heimische Artenvielfalt“, teilte der BJV jetzt mit. Der Waschbär verursache „Verluste bei vielen heimischen Kleinsäugern und Vögeln“. Die Tiere dürften außer zur Setz- und Aufzuchtzeit das ganze Jahr über geschossen werden.

Noch macht sich der Zuwanderer in Bayerns Wälder allerdings rar. Die Waschbären-Hochburg im Freistaat liegt im Landkreis Aschaffenburg, doch auch weiter südlich ist das Tier ein Thema, wenn auch noch kein großes. Richard Binder von der Jägervereinigung Pfaffenhofen spricht von gerade einmal „rund fünf Tieren, die jedes Jahr von Mitgliedern unserer Kreisgruppe zur Strecke gebracht werden“. Gleichwohl geht er davon aus, den Waschbären künftig öfter zu Gesicht zu bekommen. „Er fühlt sich bei uns sauwohl, weil das Nahrungsangebot hier stimmt.“ Der Waschbär werde sich bei der Futtersuche aber nicht auf die freie Landschaft beschränken, prophezeit er. „Wie der Fuchs wird er sich in menschlichen Siedlungen herumtreiben, um Fressbares zu finden.“ Neben dem Waschbären mache sich auch der ähnlich aussehende Marderhund in Bayern breit, ein aus Osteuropa eingewandertes Raubtier und gleichermaßen ein Allesfresser.

Die Waidmannszunft im Eichstätter Raum weiß ebenfalls von diversen Beobachtungen des scheuen Gesellen zu berichten. Zweimal schon habe sie Waschbären zwischen Pfünz und Gungolding gesehen, sagt eine 60-jährige Jägerin aus dem Landkreis. „Mit ihrer schwarzen Gesichtsmaske sind sie leicht vom Fuchs zu unterscheiden.“ Einmal war sie auf Pfünzer Flur sogar zum Schuss gekommen, hatte ihr Ziel aber verfehlt.

Franz Loderer, Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins in Eichstätt, bestätigt die Existenz des Waschbären im Altmühltal, wo es auch Luchse und Wildkatzen gibt. Im Gegensatz zu anderen kann er zunächst einmal gut mit den Zuzüglern leben. „In Bayern wird grundsätzlich alles zum Problem gemacht, das größer als ein Frosch ist, Pfoten oder Hufe und ein Fell hat, ob das ein Bär, ein Luchs oder der Wolf ist“, sagt er. „Jede Wette, dass auch der Waschbär bald so abgestempelt wird.“ Einst ausgerottete Tiere hätten aber bei ihrer Rückkehr sehr wohl eine Daseinsberechtigung, ebenso Zuwanderer. In anderen Bundesländern sei man da weit weniger rigoros.