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Mit Feuer und Flamme: Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes

22.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:16 Uhr

Von Edmund Speiseder

Pfingsten (von griech. Pentekoste hemera) ist ein christliches Fest jüdischen Ursprungs. Es geht auf das jüdische Wochenfest Schawuot zurück und wird wie dieses am fünfzigsten Tag nach Ostern beziehungsweise Pessach gefeiert. Die Gläubigen gedenken mit dem Fest der Entsendung des Heiligen Geistes.

Nach dem Kreuzestod Jesu sahen sich die Jünger zunächst all ihrer Hoffnung beraubt. Aber die Auferstehung Christi ließ sie schon bald neuen Mut schöpfen. Sie trafen sich regelmäßig und konnten sich mehrmals der Gegenwart des Auferstandenen erfreuen. Diese Erscheinungen endeten jedoch mit der Himmelfahrt Christi. Aber dann erfuhren sie die Nähe Gottes durch ein Ereignis, das sie verwandelte, das aus einer ängstlichen Schar plötzlich mutige Männer machte, die von ihrem Glauben in aller Offenheit redeten.

Lukas berichtet, dass sich die Jünger Jesu an jenem Pfingsttag, dem jüdischen Erntedankfest, in Jerusalem trafen und aus Furcht vor Verfolgung einschlossen. Bei der Pfingsterzählung wird das Wirken des Heiligen Geistes mit Feuer und Flamme beschrieben und in Form der Feuerzungen beschrieben. Das Resultat: Die Freunde Jesu, Männer und Frauen aus der ehemaligen Gefolgschaft, treten mutig an die Öffentlichkeit und verkünden, was sich ereignet hat. Alle vorsichtigen Bedenken sind wie weggefegt.

Und das passt, denn gerade sind in Jerusalem viele Pilger zum Shawuot-Fest da, dem Fünfzig-Tage-Fest. Petrus traut sich auf die Straße zu gehen und vor allen Leuten sagt er, dass Jesus auferstanden ist und lebt. Petrus und seine Freunde erzählen so begeisternd und so mitreißend, dass viele stehen bleiben, zuhören und die Jünger sogar auch in ihrer eigenen Sprache verstehen. Diese plötzliche Wende der Apostel, ihre Begeisterungsfähigkeit und ihre Überzeugungskraft kommen bei den Zuhörern an – der Geist Gottes wirkt. Ein neuer Aufbruch ist spürbar. Und somit ist Pfingsten das Fest des Heiligen Geistes, des Geistes, der ansteckt, der überzeugt, der jemanden mit Feuer und Flamme für etwas eintreten lässt.

Im Sprachgebrauch kennen wir auch die Redewendung „Feuer und Flamme sein“ oder der „Funke ist übergesprungen“, wenn ein Mensch sich für jemanden begeistert oder von etwas begeistert ist. „Eines Geistes sein“ heißt, seine Engstirnigkeit aufgeben, über Schatten springen, Blockaden lösen, Sprachverständigung suchen. Somit ist das auch der Gegenentwurf zu Babel, der Sprachverwirrung. Bei der Geschichte vom Turmbau zu Babel steht die Uneinigkeit der Menschen im Vordergrund. Eigensinn und Egoismus sind es, die die Sprache gegeneinander stehen lässt, dass sich die Menschen nicht mehr verstehen, mit verschiedenen Zungen reden, die nicht zueinanderpassen.

Die Taube als Symbol des Heiligen Geistes kam in der bildenden Kunst erst im 6. Jahrhundert auf. Insbesondere findet man sie bei Darstellungen der Dreifaltigkeit. Da die Taube auch als Sinnbild der christlichen Nächstenliebe galt, wurden seit dem späten Mittelalter zahlreiche Hospize und Hospitäler „Zum Heiligen Geist“ genannt. Vielleicht wurde sie auch deshalb als Pfingstsymbol erwählt, weil das Bild der Taube konkreter zu fassen ist als die Elemente Feuer, Wasser oder Wind.

Schon im alten Babylon war die Taube ein Symbol der Göttin Ischtar. Übernahm ein neuer König bei seiner Inthronisation die Taube als Königssymbol, so bedeutete dies für ihn die Auszeichnung als Gottessohn. Wenn die Evangelisten übereinstimmend die Herabkunft des Geistes bei der Taufe im Jordan in Form einer Taube bezeugen, so wollen sie damit auch auf die Gottessohnschaft Jesu hinweisen. In der Antike und im Judentum stand die Taube für Sanftmut und Liebe. Der Grund hierfür lag in der irrigen Annahme, die Taube habe keine Gallenblase und sei daher frei von allem Bitteren und Bösen. Das Alte Testament erzählt davon, dass Noah eine Taube aussendet. Sie kehrt nach einiger Zeit mit einem Palmzweig im Schnabel zurück und verheißt dadurch Hoffnung auf trockenes Land nach der Sintflut. In den letzten Jahren wurde die Taube in der Friedensbewegung zum Sinnbild für Frieden und Versöhnung.

Der Autor ist Schulleiter des Gymnasiums Schrobenhausen und Mitglied im Diöseankomitee des Bistums Regensburg.