Regensburg
Weiter Streit um Stromtrasse durch den Freistaat

Bund Naturschutz kündigt massiven Widerstand gegen SüdostLink durch die Oberpfalz an Bundesnetzagentur stellt Planungen vor

23.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Regensburg (DK) Am nächsten Dienstag stellt die Bundesnetzagentur im Rahmen der dritten bayerischen Antragskonferenz gemeinsam mit dem Netzbetreiber Tennet TSO in Regensburg die Planung für das 5. Vorhaben der Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen Südostlink Schwandorf-Isar vor.

Bereits 2014 tobte ein erbitterter Streit um die Trassenführung durch Mittelfranken. Mit dem Ergebnis, dass die Leitungen nun unterirdisch verlegt werden sollen und der geplante Korridor nun durch bereits belastetes Gebiet entlang der A 9 verlaufen könnte. Damit scheint dem Protest aus den Gemeinden rund um Ingolstadt der Stecker gezogen. Beim "Energiebündel Kreis Eichstätt" oder "Bayern unter Strom" war niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. In den einst engagierten Bürgerinitiativen gegen die "Monstertrassen" springt kam noch der Funke über. "Ich habe schon lange nichts mehr zum Thema gehört", klagt Anke Dierl aus Altmannstein (Kreis Eichstätt), durch den die Trasse ursprünglich verlaufen sollte. "Jetzt ist der Zug schon fast abgefahren", fürchtet auch Frank Ambros vom Aktionsbündnis gegen die Stromautobahn, dass sich überregional engagiert.

In Regensburg indes gibt man sich kampfbereit. "Für uns ist diese Trasse keine Frage des Wie, sondern des Ob!", sagt Walter Nowotny vom Bund Naturschutz (BN), Vorsitzender der Ortsgruppe Thalmassing. Dabei geht es dem Bund weniger um die Frage, ob die Leitungen über fast 70 Meter hohe Strommasten über Land verlegt werden oder in gewaltigen Stromkabeln in 40 Meter breiten Schneisen etwa eineinhalb Meter tief unter der Erde verlaufen. In beiden Fällen sind die Trassen ein gewaltiger Eingriff in Landschaft und Ökosysteme, dessen Folgen für Mensch und Natur nur schwer zu beziffern ist. Das alleine wäre für den BN Grund genug, das geplante "Super-Netz" abzulehnen. "Die Trasse ist nirgendwo zu rechtfertigen", sagt Nowotny und fordert "den sofortigen Stopp der zentralistischen Planung, ein völlig neues Design des Strommarktes und die gemeinsame Umsetzung dezentraler und regionaler Energiekonzepte." Die eigentlichen Opfer dieser "verfehlten Netzausbau-Planung" seien die Stromkunden und die Energiewende.

So wie die HGÜ-Leitungen derzeit geplant sind, handelt es sich ausschließlich um Punkt-zu-Punkt-Fernverbindungen, ohne die Möglichkeit zwischen diesen Knotenpunkten Strom einspeisen oder abzweigen zu können. Wer also in Regensburg, Ingolstadt oder Berlin Strom aus diesen Leitungen nutzen will, muss zusätzliche Wechselstromleitungen ausbauen. "Das Übel ist aber doch", sagt Nowotny, "uns wird der Preisanstieg der Netzentgelte als Folge des Ausbaus der erneuerbaren Energien verkauft." Am Ende führe diese Strategie zur Ablehnung der Energiewende. Überdies könnte über die Stromautobahnen, so fürchten die Gegner, mehr Strom aus Kohlekraftwerken und dem Ausland als aus erneuerbaren Energien transportiert werden. Das aktuelle Strommarkt-Design lasse gar nichts anderes zu.

Dass ohne die Trassen in Bayern nicht gleich die Lichter ausgehen, weiß auch der lokale kommunale Stromanbieter in Regensburg. Den Ausbau der HGÜ hält die Rewag grundsätzlich dennoch für eine wirtschaftlich sinnvolle Ergänzung zu den "von den Stadtwerken dezentralen Bemühungen". "Die Energieversorgung der Zukunft ist erneuerbar und dezentral", sagt ein Sprecher. Mindestens in diesem einen Punkt sind sich die Regensburger Stromtrassengegner und der kommunale Stromanbieter einig.