Schweitenkirchen
E-Mobilität de luxe

Schweitenkirchener Unternehmer setzt auf Chauffeurdienste mit einem 428 PS starken Tesla

17.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

Simon Plaß mit seinem 100 000 Euro teuren S 90 D von Tesla. Das Auto beschleunigt von null auf hundert in vier Sekunden. - Foto: Paul

Schweitenkirchen (DK) Damit sich Elektromobilität langfristig in Deutschland durchsetzt, braucht es innovative und erfolgreiche Geschäftsmodelle. Simon Plaß hat eines entwickelt: einen Luxus-Chauffeurdienst mit einem E-Auto.

Eigentlich dachte Simon Plaß aus Schweitenkirchen (Landkreis Pfaffenhofen), er könne seinen beruflichen Traum von einer Welt der E-Mobilität bei einem klassischen Autokonzern ausleben. Nach seinem Mechatronikstudium heuerte er 2016 bei Daimler an. Zuvor hatte er seine Bachelorarbeit über Schnellladesäulen beim Fraunhofer-Institut geschrieben. "Ich wollte technologisch in die Zukunft schauen - aber bei den großen Konzernen setzt bestenfalls erst jetzt, nach dem Diesel-Skandal sowie den erhöhten CO2- und Stickstoffwerten in deutschen Städten, ein ganz langsames Umdenken ein", bedauert der 27-Jährige. "Davor ging da so gut wie überhaupt nichts voran, was etwa eine Verbesserung von Reichweite und Batterie-Kapazität bei E-Autos betrifft. Aber logisch, die Konzerne wollen natürlich auch nicht ihr traditionelles Geschäft mit Verbrennungsmotoren gefährden."

Irgendwann sah Plaß dann für sich keine berufliche Zukunft mehr bei Daimler. Doch was statt dessen tun? Seine Idee: einen Mietwagen-Fahrdienst mit Chauffeur in einem Auto, das über E-Mobilität elektrisch und emissionslos angetrieben wird. Seit Januar dieses Jahres verwirklicht er in der Region zwischen München und Ingolstadt seinen Traum. Gogreen Limousine heißt sein Unternehmen.

Das Ganze klingt finanzierungstechnisch zunächst wie eine ziemlich große Herausforderung - lief dann aber relativ problemlos ab. "Ich hatte etwas Eigenkapital", sagt er, "dann kam noch Geld von der bundeseigenen KfW-Bank dazu, und ich habe mich mit den verschiedenen Umwelt- und Gründerfördermitteln auseinandergesetzt. Die besten Konditionen bot für mich schlussendlich die LfA-Förderbank Bayern." Momentan ist Simon Plaß noch sein einziger Mitarbeiter, aber die Firma laufe gut, und er könne wohl bald weiteres Personal einstellen und auch einen zusätzlichen Wagen anschaffen, ist der Gründer überzeugt. Rund 100 000 Euro samt Ausstattung kostete sein Auto, ein Model S 90 D von Tesla. Das "D" steht für die doppelten E-Motoren, einer auf jeder Achse - eher ein Luxusgefährt, aber das ist Absicht.

Vor allem Geschäftsleute und Hotelgäste gehören zu seinen Fahrgästen, viele Touren zum Münchner Flughafen stehen auf dem Programm - zum garantierten Festpreis von rund zwei Euro pro Kilometer. Am Supercharger, dem Auflader an der Autobahnraststätte neben der A 9 in Schweitenkirchen, kann er innerhalb von 20 Minuten rund 300 Kilometer aufladen. Voll geladen reicht der Akku für 450 Kilometer auf der Autobahn und 600 Kilometer innerorts. Taxi dürfe er sich aus rechtlichen Gründen freilich nicht nennen, erläutert der Jung-Unternehmer, der "einen gewissen Schutz für diese traditionelle Branche auch ganz ok" findet - auch wenn er sich hier mehr Liberalität wünschen würde. "Langfristig werden die traditionellen Taxi-Firmen mit ihren Verbrennungsmotor-Autos ohnehin Probleme bekommen."

Simon Plaß darf nur Kunden chauffieren, die im Vorfeld bei ihm ihre Fahrt bestellt haben. Und er hat nach jedem einzelnen Auftrag die rechtliche Pflicht, zu seinem Firmensitz zurückzukehren. Dass er als Akademiker nun als Chauffeur unterwegs ist, stört ihn nicht weiter. "Man ist dann zufrieden in seinem Beruf, wenn die innere Motivation stimmt - und das tut sie. Und wer weiß, wo meine Firma in fünf Jahren bereits steht."