Schrobenhausen
"Das ist nicht länger hinnehmbar"

Reform des Notdienstes: Schrobenhausener Bürgermeister Stephan ist empört über die Kassenärztliche Vereinigung

14.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:13 Uhr

An Sonn- und Feiertagen ist der hausärztliche Bereitschaftsdienst oft die einzige Möglichkeit, um Hilfe zu finden. - Fotos: Müller, DK-Archiv

Schrobenhausen (DK) Die Art und Weise, wie die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) den hausärztlichen Bereitschaftsdienst reformiert, bringt den Schrobenhausener Bürgermeister Karlheinz Stephan (CSU, kl. Foto) immer mehr auf die Palme. Und er macht seinem Ärger jetzt öffentlich Luft. Auf Einladung des Bayerischen Facharztverbandes war Stephan nach Deggendorf zu einer Informationsveranstaltung zum Thema "Ärzte für die Region - Bereitschaftsdienstreform in Bayern" gefahren. Er berichtet: "Nach der Veranstaltung kam ein Arzt auf mich zu und sagte mir: ,Wundern Sie sich nicht, dass so wenige Hausärzte hier waren. Die haben alle Angst vor möglichen Repressalien seitens der KVB.' Ich bin empört, in welcher Form die KVB hier vorgeht, das ist nicht länger hinnehmbar!"

Worum geht es? Die KVB will 2018 den hausärztlichen Bereitschaftsdienst bayernweit neu regeln. Der Freistaat wird dann in 110 Bereitschaftsbezirke aufgeteilt, mit der Vorgabe, dass die Fahrtstrecke zum nächsten Bereitschaftsarzt 25 Kilometer nicht übersteigt. Dabei wird etwa Schrobenhausen dem Bezirk Ingolstadt-Eichstätt zugeteilt. Örtliche Bereitschaftsdienste von Hausärzten in den Nachtstunden sowie an Wochenend- und Feiertagen wird es dann in vielen bayerischen Städten so nicht mehr geben.

Stephan erfuhr von dieser Umstrukturierung vor einigen Monaten aus unserer Zeitung und informierte seinen Stadtrat. Der bat um ein Gespräch mit KVB-Chef Wolfgang Krombholz, der lehnte dankend ab, traf sich dann immerhin Wochen später mit dem Bürgermeister auf Vermittlung des Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer (CSU) - ohne Ergebnis. Inzwischen hat sich Stephan vertieft in die Thematik eingearbeitet. Seine Schlussfolgerung: "Diese Reform ist höchst umstritten. Ärzte und Bürgermeister befürchten eine Verschlechterung der Situation, wogegen die KVB argumentiert, dass die Aufrechterhaltung des Versorgungsauftrags vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der auch bei den diensthabenden Ärzten spürbar ist, nur durch diese Reform möglich ist."

Bei der Tagung in Deggendorf erfuhr Stephan, dass sich 82 Prozent der Bereitschaftsmediziner in Bayern gegen diese Reform ausgesprochen hätten. "Die Kassenärztliche Vereinigung stellt das gerne anders dar. In allen Veröffentlichungen, die ich bisher in den Fachjournalen gelesen habe, wird das neue System in den höchsten Tönen angepriesen. Kritische Töne findet man nicht", berichtet Stephan. Ihn ärgert schon die Informationspolitik der KVB. In Deggendorf erfuhr er, dass für den Raum Ostbayern eine Informationsveranstaltung am Abend des 29. September in Straubing stattfand, zu der gerade mal zwei Tage davor eingeladen worden sei. Und an jenem Wochenende sei eine Bürgermeisterdienstfahrt anberaumt gewesen. Folge: Seine Kollegen waren außen vor.

Hinter vorgehaltener Hand wurde Karlheinz Stephan inzwischen gesteckt, dass es eine weitere zentrale Veranstaltung in München am Freitag, 15. Dezember, um 17 Uhr geben soll. Die Wahl des Termins ärgert ihn, um diese Zeit so kurz vor Weihnachten - und auch dies: "Ich bin gespannt, wann die offizielle Einladung dafür kommt. Jedenfalls habe ich mir diesen Termin schon einmal vorgemerkt - und ich werde mit einem ganzen Fragenkatalog angereist kommen."